Patientenleitlinie: Herzschwäche
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Einen Notfall erkennen

Herzschwäche kann sich plötzlich verschlechtern. Dahinter steckt nicht immer ein Notfall. Bei einigen Anzeichen ist es wichtig, zügig die Arztpraxis aufzusuchen und nicht bis zum nächsten Termin zu warten. Dann passt Ihre Ärztin die Behandlung an, um Schlimmeres zu verhindern. Bei bestimmten Warnzeichen müssen Sie oder Ihre Angehörigen aber sofort die Notfallnummer 112 rufen.

Es ist nicht immer leicht, eine vorübergehende, kurze Verschlechterung der Herzkrankheit von einer ernsthaften Notfallsituation zu unterscheiden. Die Übergänge sind oft fließend.

Unsichere Krankheitsphase oder Notfall?

Die Beschwerden einer Herzschwäche können wechseln. Falls Sie die folgenden Anzeichen erstmals bei sich bemerken oder Ihnen eine Verschlechterung auffällt, sollten Sie dies Ihrem Arzt zügig mitteilen, auch wenn derzeit eigentlich kein Kontroll-Termin ansteht:

  • Gewichtszunahme: mehr als 1 kg über Nacht, 2 kg innerhalb von 3 Tagen oder 2,5 kg innerhalb einer Woche;

  • Schwindel oder Benommenheit;

  • Übelkeit oder Appetitverlust;

  • anfallartiges Herzrasen;

  • Ihr Herz setzt nicht nur kurz aus, sondern schlägt über einige Minuten lang unregelmäßig;

  • Sie kommen schneller als sonst außer Atem;

  • Sie müssen aufrecht sitzen, um leichter atmen zu können;

  • stark geschwollene Beine oder Knöchel;

  • anhaltender Husten, vor allem nachts;

  • Sie brauchen nachts mehrere Kopfkissen.

Wenn Sie unsicher sind, wie dringlich die Situation ist, holen Sie möglichst schnell fachkundigen Rat ein, etwa von Ihrer Hausärztin oder vom ärztlichen Bereitschaftsdienst. Die bundesweite Rufnummer lautet 116 117. Wenn Sie jedoch den Eindruck haben, dass ein Notfall vorliegt, rufen Sie rasch den Rettungsdienst 112.

Ein Notfall liegt vor, wenn plötzlich starke Beschwerden auftreten. Der Fachbegriff lautet akute Dekompensation. Das bedeutet, dass der Körper das schwache Herz nicht mehr ausgleichen kann. Dieser Zustand ist lebensgefährlich. Folgende Anzeichen sprechen für einen Notfall:

  • anhaltender Brustschmerz: starke Schmerzen oder Brennen mit einer Dauer von mindestens 5 Minuten;

  • heftiges Gefühl von Druck: Enge oder Eingeschnürtsein im Bereich des Herzens;

  • Atemnot: wenn sie schwer und anhaltend ist oder sehr plötzlich auftritt;

  • kalte, fahle Haut und kalter Schweiß auf Lippen und Haut;

  • plötzliche Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen im Oberbauch in zuvor noch nie erlebtem Ausmaß.

Es gibt verschiedene Ursachen für eine plötzliche Verschlechterung, zum Beispiel einen Herzinfarkt, eine Infektion, eine unbehandelte Begleit-Erkrankung, Nebenwirkungen von Medikamenten oder eine unzureichende Behandlung der Herzschwäche. Manchmal lässt sich auch keine Ursache dafür finden.

Diese Informationen finden Sie auch kompakt in dem Patientenblatt "Woran erkenne ich einen Notfall?": www.patienten-information.de/patientenblaetter/herzinsuffizienz-notfall.

Im Notfall sollten Sie sofort Hilfe rufen!

Rufen Sie 112 an.

Geben Sie an:

  • Wer ruft an?

  • Was ist passiert? Zum Beispiel: Beschreiben Sie die neu aufgetretenen Beschwerden und nennen Sie Ihre Erkrankungen.

  • Wo befinden Sie sich?

  • Was haben Sie bisher gegen die Beschwerden gemacht?

Bis Hilfe kommt:

  • Versuchen Sie ruhig zu bleiben.

  • Setzen Sie sich hin, lagern Sie den Oberkörper hoch und lassen Sie die Beine unten.

  • Nehmen Sie Ihr Notfall-Medikament ein, falls Sie eins haben, etwa Nitro-Spray oder Nitro-Kapseln.

  • Befreien Sie sich von beengender Kleidung.

  • Wenn Sie alleine zu Hause sind, öffnen Sie die Wohnungs- oder Haustür.

Hilfen für den Notfall

Es gibt einige Hilfsmittel, die Sie dabei unterstützen können, schnell den Notarzt zu rufen. Dazu gehört beispielsweise ein sogenannter Notfallknopf. Er ist an einem Armband oder Anhänger befestigt. Sie tragen ihn immer am Körper. Es gibt außerdem den mobilen Notruf, der auch funktioniert, wenn Sie das Haus verlassen. Diese Notknöpfe sind kostenpflichtig. Unter bestimmten Voraussetzungen übernehmen die Pflegekassen die Kosten oder einen Anteil.

Wie Angehörige helfen können

Es ist gut, wenn Angehörige Bescheid wissen, wie sie im Notfall richtig handeln. Deshalb ist es ratsam, dass der Partner oder die Partnerin von einer erkrankten Person an einem Erste-Hilfe-Kurs teilnimmt.

Wenn ein Mensch mit Herzstillstand bewusstlos zusammenbricht und auf nichts mehr reagiert, zählt jede Minute. Sie können helfen, bis ärztliche Hilfe kommt:

  • Rufen Sie 112 an oder sorgen Sie dafür, dass dies jemand anderes tut.

  • Beginnen Sie sofort mit der Herzdruckmassage (siehe Abbildung 7: Herzdruckmassage):

  • Die kranke Person liegt auf dem Rücken.

  • Sie knien sich auf Brusthöhe daneben.

  • Den Ballen einer Hand setzen Sie in die Mitte des Brustkorbes.

  • Die andere Hand legen Sie darüber.

  • Drücken Sie mit durchgestreckten Armen kräftig den Brustkorb etwa 5 bis 6 Zentimeter ein.

  • Ein schnelles Tempo ist nötig: etwa 2-mal pro Sekunde.

  • Dies ist sehr anstrengend. Falls möglich, sollten Sie sich alle paar Minuten mit jemandem abwechseln.

  • Sie drücken so lange, bis professionelle Hilfe da ist oder die betroffene Person wieder wach wird.

  • Mit diesem Vorgehen machen Sie alles richtig. Sie sollten nicht, aus Angst etwas Falsches zu tun, zögern. Ungeübte Personen brauchen eine bewusstlose Person nicht beatmen. Sie leisten auch ohne Atemspende wertvolle Hilfe.

Abbildung 7:  Herzdruckmassage

Auf öffentlichen Plätzen ist oft ein Defibrillationsgerät (kurz: Defi) verfügbar, zum Beispiel auf großen Bahnhöfen oder in Empfangshallen. Sie erkennen das Gerät an diesem Zeichen:

Falls möglich, sollten Sie den Defi einsetzen. Das Gerät spricht mit Ihnen und sagt Schritt für Schritt, was zu tun ist. Es nicht zu nutzen, wäre falsch.

2. Auflage, 2020. Version 3

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Spezielle Angebote für Menschen mit Herzschwäche finden Sie unter den folgenden Adressen:

Deutsche Herzstiftung e. V.
E-Mail: info@herzstiftung.de
Internet: www.herzstiftung.de/selbsthilfegruppen.html

Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen e. V. (DGPR)
Unter dieser Adresse erfahren Sie, welche Herzgruppen es in Ihrem Bundesland gibt:
E-Mail: info@dgpr.de
Internet: www.dgpr.de

Deutscher Behindertensportverband e. V. (DBS)
E-Mail: info@dbs-npc.de
Internetwww.dbs-npc.de

Defibrillator (ICD) Deutschland e. V.
Telefon: 06 221 / 87 28 99 4
E-Mail: geschaeftsstelle@defibrillator-deutschland.de
Internet: www.defibrillator-deutschland.de

Deutscher Hospiz- und PalliativVerband e. V.
Telefon: 0 30 / 82 00 7 58-0
E-Mail: info@dhpv.de
Internet: www.dhpv.de

Deutsche Stiftung Organtransplantation
Infotelefon: 0800 90 40 400
Internet: www.dso.de

Wo sich eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe befindet, können Sie auch bei der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) erfragen:

Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS)
Otto-Suhr-Allee 115
10585 Berlin
Telefon: 030 31018960
Fax: 030 31018970
E-Mail: 
Internet: www.nakos.de

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