Patientenleitlinie: Chronische Koronare Herzkrankheit (KHK)
Patientenleitlinie KHK - Titelbild

Koronare Herzkrankheit (KHK) – was ist das?

Eine chronische koronare Herzkrankheit ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die Ihr tägliches Leben stark beeinträchtigen kann. Chronisch bedeutet, dass die Krankheit ein Leben lang bestehen bleibt. 

Wie entsteht eine KHK?

Durch krankhafte Ablagerungen in den Innenwänden der Herzkranzgefäße – sogenannte Plaques – entstehen Engstellen. Diese Gefäßverengung heißt medizinisch Arteriosklerose. Man kann sich die verengten Gefäße wie ein teilweise verstopftes Rohr vorstellen, durch das nun nicht mehr genügend Blut hindurchfließen kann.

Dieser Vorgang tritt mehr oder weniger bei jedem Menschen auf und verstärkt sich mit dem Alter. Durch verschiedene Umstände kann er sich jedoch beschleunigen und so auch schon jüngere Menschen betreffen (mehr dazu im Kapitel "Risikofaktoren für eine KHK").

Eine Folge von fortgeschrittener Verengung der Herzkranzgefäße ist, dass das Herz nicht mehr ausreichend Sauerstoff bekommt. Besonders bei körperlicher Belastung kann es dann nicht mehr genügend Blut durch den Körper transportieren und es treten Beschwerden auf.

Abbildung 2: Plaque-Bildung in den Herzkranzgefäßen

(zum Vergrößern Abbildung bitte anklicken)

Anzeichen und Beschwerden

Bei einer KHK treten nicht immer und ständig Beschwerden auf. Im Verlauf kann es aber immer wieder zu unterschiedlich starken Beschwerden kommen.

Auftreten können ganz unterschiedliche Krankheitszeichen, in der Regel bei körperlicher Anstrengung oder Stress:

  • Schmerzen hinter dem Brustbein, die häufig in Hals, Nacken, Kiefer, Arme oder Oberbauch ausstrahlen;

  • Engegefühl in der Brust;

  • Luftnot, Atemnot, Kurzatmigkeit ("einem geht schnell die Puste aus");

  • Schweißausbrüche ("kalter Schweiß");

  • Übelkeit;

  • ein Gefühl der Lebensbedrohung.

Treten diese Beschwerden auch in Ruhephasen auf, dann besteht dringender Handlungsbedarf. Eine KHK kann lebensbedrohlich verlaufen und zum Beispiel zu einem Herzinfarkt führen.

Deshalb sollten Sie mit Ihrem Ärzteteam genau besprechen, was bei einem Notfall zu tun ist. Auch Ihre Angehörigen sollten darüber Bescheid wissen. Mehr dazu im Kapitel "Verhalten im Notfall".

Hinweis

Betroffene im höheren Lebensalter, Frauen und Menschen mit Diabetes haben manchmal weniger typische Beschwerden, als die oben beschriebenen. Besonders bei Menschen mit Diabetes kann es passieren, dass die KHK keine bemerkbaren Krankheitszeichen verursacht. Selbst ein Herzinfarkt ruft nicht immer Beschwerden hervor, er kann auch "stumm" verlaufen.

Allerdings können solche oder ähnliche Beschwerden auch bei anderen Erkrankungen auftreten, zum Beispiel bei Lungenkrankheiten. Ihre Ärztin wird Sie gründlich untersuchen, um dies zu prüfen (mehr dazu im Kapitel "Wie wird eine KHK festgestellt?").

Erscheinungsformen einer KHK

Eine KHK ist eine dauerhafte Erkrankung, die sich typischerweise als Angina pectoris ("Brustenge") äußert. Unter einer Angina pectoris versteht man ein anfallsartiges Engegefühl oder Schmerzen in der Brust.

Fachleute sprechen von einer stabilen Angina pectoris, wenn

  • die Schmerzen hinter dem Brustbein nur kurz andauern (etwa 1 bis 20 Minuten);

  • die Beschwerden unter körperlicher oder psychischer Belastung (Stress) auftreten;

  • sich die Beschwerden in Ruhe wieder bessern (innerhalb von 5 bis 30 Minuten);

  • die Beschwerden innerhalb von 5 bis 10 Minuten abnehmen, sobald das Medikament Nitroglycerin eingenommen wird (zum Beispiel als Nitro-Spray oder Nitro-Kapsel, siehe auch Kapitel "Kurzwirksame Nitrate"). 

Eine instabile Angina pectoris liegt vor, wenn

  • ein Anfall erstmals auftritt;

  • die Anfälle in Ruhe auftreten;

  • sich die Anfälle häufen;

  • die Anfälle zunehmend länger andauern;

  • die Anfälle zunehmend stärker werden.

Eine Angina pectoris wird in vier Schweregrade eingeteilt:

Abbildung 3: Schweregrade einer Angina pectoris

(zum Vergrößern Abbildung bitte anklicken)

Folgen einer KHK können sein:

Herzinfarkt

Der Herzinfarkt (Myokardinfarkt) ist ein plötzlich eintretendes Ereignis mit Zerstörung von Herzmuskelgewebe, verursacht durch einen akuten Sauerstoffmangel, zum Beispiel durch Verengung oder Verschluss der versorgenden Herzkranzgefäße.

Herzschwäche

Als Herzschwäche (Herzinsuffizienz) wird eine krankhaft verminderte Pumpfunktion des Herzens bezeichnet. Tritt sie auf, kann es zu einer unzureichenden Versorgung des Körpers mit Blut und Sauerstoff und zum Blutstau in der Lunge und anderen Organen kommen.

Herzrhythmus-Störungen

Unter Herzrhythmus-Störungen (Arrhythmien) versteht man eine Störung der normalen Herzschlagfolge. Sie wird durch krankhafte Vorgänge im Herzmuskel verursacht.

Plötzlicher Herztod

Plötzlicher und unerwarteter Tod (Sekundentod) durch Herzstillstand; Betroffene können manchmal durch einen sofort abgegebenen Elektroschock (Defibrillation) wiederbelebt werden.
Hinweis

Unter dem Begriff "akutes Koronarsyndrom" werden die Situationen einer KHK zusammengefasst, die unmittelbar lebensbedrohlich sind. Hierzu gehören die instabile Angina pectoris, der Herzinfarkt und der "plötzliche Herztod".

Das akute Koronarsyndrom ist nicht Bestandteil dieser Patientenleitlinie. Die zugrundeliegende Nationale Versorgungs-Leitlinie Chronische KHK verweist auf andere Leitlinien, unter anderem: www.leitlinien.dgk.org.

Wie häufig ist eine KHK?

In Deutschland gehört die KHK zu den "Volkskrankheiten". Bei etwa 7 von 100 Frauen und etwa 10 von 100 Männern in Deutschland wird im Laufe des Lebens eine KHK bekannt. Männer sind demnach etwas häufiger betroffen als Frauen. Eine KHK kann auch unbemerkt verlaufen und somit unerkannt bleiben, so dass die tatsächlichen Zahlen möglicherweise höher sind.

Das Risiko, an einer KHK zu erkranken, steigt mit dem Lebensalter an. Ab einem Alter von 65 Jahren erkranken ungefähr 18 von 100 Frauen und 28 von 100 Männern an einer KHK.

KHK und Herzinfarkt gehören zu den häufigsten Todesursachen: Bei ungefähr 1 von 10 Verstorbenen ist die Ursache eine chronische KHK.

Risikofaktoren für eine KHK

Verschiedene Umstände können eine KHK begünstigen. Meist sind also mehrere Ursachen dafür verantwortlich, dass eine KHK entsteht und auch dafür, wie sie verläuft. Einige dieser Risikofaktoren können Betroffene selbst beeinflussen, andere nicht. Diese sollten, sofern das möglich ist, medizinisch behandelt werden.

Risikofaktoren, auf die Sie als Betroffene selbst keinen Einfluss nehmen können, sind unter anderem:

  • Alter;

  • Geschlecht;

  • Auftreten von Gefäßverengungen bei Verwandten 1. Grades (bei Männern vor dem 55. Lebensjahr und bei Frauen vor dem 65. Lebensjahr).  

Zu den Risikofaktoren, auf die Sie als Erkrankte selbst Einfluss nehmen können und die sich teils behandeln lassen, gehören:

  • Rauchen;

  • unzureichende Bewegung;

  • Fehlernährung, starkes Übergewicht;

  • dauerhaft zu hohe Blutfette durch eine Störung des Fettstoffwechsels (Hyperlipidämie);

  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus);

  • Bluthochdruck (Hypertonie);

  • psychosoziale Belastung, zum Beispiel Stress oder Depression.

Wie Sie den Verlauf der KHK beeinflussen können, erfahren Sie im Kapitel "Verhaltensänderungen: Was ist eine gesunde Lebensweise?".

Es gibt weitere – nicht in der Nationalen Versorgungsleitlinie thematisierte – Erkrankungen, die sich ungünstig auf Herz und Gefäße auswirken können, zum Beispiel die obstruktive Schlafapnoe (siehe Wörterbuch: "Schlafapnoe"). 

2023. Version 4.0

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Spezielle Angebote für Menschen mit chronischer KHK finden Sie unter den folgenden Adressen:

Deutsche Herzstiftung e. V.
E-Mail: 
Internet: www.herzstiftung.de/selbsthilfegruppen.html

Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen e. V. 
Unter dieser Adresse erfahren Sie, welche Herzgruppen es in Ihrem Bundesland gibt:
E-Mail: 
Internet: www.dgpr.de

Stiftung "Der herzkranke Diabetiker"
Stiftung in der Deutschen Diabetes-Stiftung

E-Mail: 
Internet: www.stiftung-dhd.de

Wo sich eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe befindet, können Sie auch bei der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) erfragen:

Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS)
Otto-Suhr-Allee 115
10585 Berlin
Telefon: 030 31018960
Fax: 030 31018970
E-Mail: 
Internet: www.nakos.de

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