Patientenleitlinie: Chronische Koronare Herzkrankheit (KHK)
Patientenleitlinie KHK - Titelbild

Wie wird eine KHK festgestellt?

Nachfragen und verstehen

Eine gründliche Untersuchung ist die wichtigste Voraussetzung, damit Ihr Arzt mit Ihnen gemeinsam die passende Behandlung planen kann.

Wichtig ist auch, dass Sie die Untersuchungen und deren Ergebnisse verstehen. Trauen Sie sich, Ihre Fragen zu stellen. Haben Sie auch keine Scheu nachzufragen, wenn Ihnen etwas unklar ist. Und lassen Sie sich die Ergebnisse gründlich erklären. Im Kasten "Das gute Gespräch" finden Sie Tipps, um das Gespräch in Ihrem Sinne zu gestalten.

Das gute Gespräch:

  • Überlegen Sie sich vor dem Arztgespräch in Ruhe, was Sie wissen möchten. Es kann Ihnen helfen, wenn Sie sich Ihre Fragen auf einem Zettel notieren.

  • Ebenso hilfreich kann es sein, wenn Sie Angehörige oder eine andere Person Ihres Vertrauens in das Gespräch mitnehmen.

  • Respekt und ein freundlicher Umgang sollte für alle selbstverständlich sein.

  • Sie können während des Gesprächs mitschreiben. Sie können auch um schriftliche Informationsmaterialien bitten.

  • Teilen Sie Ihrem Gegenüber mit, wenn Sie nervös, angespannt oder völlig kraftlos sind. Jeder versteht das.

  • Haben Sie selbst keine Scheu, Ihre Ängste, Vorstellungen oder Hoffnungen offen anzusprechen.

  • Bitten Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt darum, dass man Ihnen Fachausdrücke oder andere medizinische Details erklärt, zum Beispiel mit Hilfe von Bildern. 
  • Denken Sie ruhig auch nach dem Gespräch darüber nach, ob alle Ihre Fragen beantwortet wurden und ob Sie das Gefühl haben, das Wesentliche verstanden zu haben. Scheuen Sie sich nicht, noch einmal nachzufragen, falls Ihnen etwas unklar geblieben ist.

  • Sie können sich auch eine zweite Meinung einholen, wenn Sie das Gefühl haben, nicht gut beraten zu sein (siehe Kapitel "Ihr gutes Recht").

Manchmal ist es gar nicht so leicht, im Arztgespräch alles anzusprechen, was man wissen möchte. Im Kasten "Fragen vor einer Untersuchung" und auch in den nächsten Kapiteln finden Sie einige Anregungen für Fragen, die Sie Ihrem Ärzteteam stellen können:

Fragen vor einer Untersuchung:

  • Warum ist die Untersuchung notwendig?

  • Welches Ziel hat die Untersuchung?

  • Wie zuverlässig ist das Untersuchungsergebnis?

  • Kann ich auf die Untersuchung verzichten?

  • Wie läuft die Untersuchung ab?

  • Welche Risiken bringt sie mit sich?

  • Gibt es andere Untersuchungen, die genauso gut sind?

  • Wird die Untersuchung von meiner Krankenkasse bezahlt?

  • Sind Komplikationen zu erwarten, und wenn ja, welche?

  • Muss ich vor der Untersuchung etwas beachten, zum Beispiel nüchtern sein?

  • Wann erhalte ich das Ergebnis?

Krankengeschichte und Lebensumstände

Zu Beginn der Untersuchung stellt Ihnen die Ärztin einige Fragen. Dabei geht es um Ihre Krankengeschichte, Lebensgewohnheiten, Beschwerden, Medikamente sowie vorausgegangene und bestehende Krankheiten. Im Gespräch werden zudem Anzeichen auf eine KHK erfragt und Erkrankungen Ihrer Verwandten erfasst. Diese Befragung heißt in der Fachsprache Anamnese. Sie liefert erste Hinweise auf eine KHK.

Angaben zu Medikamenten

Es ist sinnvoll, wenn Sie eine Liste aller Medikamente zusammenstellen, die Sie momentan einnehmen. Am besten nehmen Sie diese zu jedem Arztbesuch mit. Auf die Liste gehören außerdem Arzneien, die Sie ohne Rezept gekauft haben, wie Nahrungsergänzungsmittel oder pflanzliche Mittel. Sie können auch einfach alle Medikamentenpackungen einpacken.

Tipp – Medikationsplan

Patientinnen und Patienten, die gleichzeitig mindestens drei verordnete Medikamente einnehmen beziehungsweise anwenden, haben einen gesetzlichen Anspruch auf einen für sie verständlichen Medikationsplan. Diesen erhalten Sie von Ihrer behandelnden Ärztin oder ihrem behandelnden Arzt.

Weitere Informationen zum Medikationsplan und eine Beispielvorlage gibt es hier:

www.kbv.de/html/medikationsplan.php

Psychosoziale Belastungen 

Es gibt Belege, dass verschiedene Lebensumstände die Entwicklung und den Verlauf einer KHK ungünstig beeinflussen können. Dazu zählen unter anderem: 

  • psychische Erkrankungen, zum Beispiel Depression, Angststörungen oder Schizophrenie;

  • Eigenschaften wie überschießende Neigung zu Ärger;

  • mangelnde soziale Unterstützung;

  • berufliche oder familiäre Stressbelastungen. 

Vielen Menschen fällt es von sich aus schwer, über ihr seelisches Empfinden und ihre sozialen Probleme zu sprechen. Aus diesem Grund soll Ihr Arzt Sie nach Meinung der Expertengruppe gezielt danach fragen. In Gesprächen kann er feststellen, ob Sie hier Unterstützungsbedarf haben. Dazu kann er auch Fragebögen nutzen.  

Auf diese Fragen können Sie sich zu Hause vorbereiten. Auch Notizen können hilfreich sein. So stellen Sie sicher, dass Sie später im Gespräch nichts Wichtiges vergessen.

Mögliche Fragen während der Untersuchung:

Aktuelle Situation und Beschwerden:

  • Welche Beschwerden haben Sie? Zum Beispiel: Brustschmerzen, Engegefühl oder Atemnot?

  • Seit wann haben Sie die Beschwerden? Wochen, Monate?

  • Wie stark und wie häufig sind die Beschwerden? In welchen Situationen treten diese auf? Wodurch bessern sie sich?

  • Nehmen Sie Medikamente ein?

Vorerkrankungen (auch innerhalb der Familie):

  • Welche Krankheiten sind bei Ihnen bekannt? Zum Beispiel: erhöhter Blutdruck, erhöhte Blutfette, Herzschwäche oder Diabetes?

  • Welche Erkrankungen gibt es in Ihrer Familie, zum Beispiel Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen?

Lebensstil und Verhaltensweisen:

  • Bewegen Sie sich regelmäßig?

  • Wie schwer sind Sie?

  • Rauchen Sie?

  • Wie viel Alkohol trinken Sie?

Psychosoziale Belastung:

  • Fühlen Sie sich bei Ihrer Arbeit häufig sehr stark gefordert?

  • Haben Sie ernsthafte Probleme mit Ihrem Lebenspartner/Ihrer Lebenspartnerin oder Ihrer Familie?

  • Fühlten Sie sich im letzten Monat häufig niedergeschlagen, traurig bedrückt oder hoffnungslos?

  • Fühlen Sie sich nervös oder angespannt?

  • Ärgern Sie sich oft und übermäßig über Kleinigkeiten?

Körperliche Untersuchung

Nach dem Gespräch untersucht Ihre Ärztin Sie körperlich. Dabei werden zum Beispiel Gewicht, Körpergröße, Taillen- und Hüftumfang gemessen. Unter anderem überprüft Ihr Arzt den Blutdruck, hört Ihr Herz und Ihre Lungen ab und tastet Ihre Pulse an Hals, Leiste, Armen und Beinen. Meist nimmt er Ihnen auch Blut ab. So wird geprüft, ob andere Ursachen für Ihre Beschwerden in Frage kommen.

Wie kann Ihr persönliches Risiko eingeschätzt werden?

Es gibt verschiedene Ursachen für Brustschmerz. Bei etwa 10 von 100 Menschen, die ihre Hausärztin mit Brustschmerzen aufsuchen, ist die Ursache eine chronische KHK.

Die Leitlinie empfiehlt:

Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt soll bei bestehendem Brustschmerz Ihr allgemeines Risiko einschätzen, an einer chronischen KHK erkrankt zu sein. Dies geschieht mit dem sogenannten Marburger Herz-Score.

Dieser Herz-Score ist eine Entscheidungsregel, die auf fünf Merkmalen beruht. Trifft ein Merkmal zu, so erhält man einen Punkt. Diese werden zusammengezählt. Der Score liegt also zwischen 0 und 5 Punkten.   

Tabelle 1: Marburger Herz-Score

Merkmal  Punktezahl
Geschlecht und Alter (Männer ≥ 55 Jahre und Frauen ≥ 65 Jahre)  1
Erkrankung der Blutgefäße ist bereits bekannt 1
Beschwerden sind belastungsabhängig  1
Schmerzen lassen sich nicht durch Abtasten/Drücken hervorrufen 1
Der Patient oder die Patientin vermutet, dass der Schmerz vom Herzen kommt  1

Bei 2 oder weniger Punkten ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine KHK zugrunde liegt, eher gering (weniger als 5 von 100 Menschen). Bei 3 Punkten hat ungefähr jeder Fünfte eine KHK, bei 4 bis 5 Punkten etwa jeder Zweite.

Der Arzt beachtet zudem weitere Umstände wie zum Beispiel: Liegt eine Zuckerkrankheit vor? Danach schätzt er ab, wie hoch Ihr persönliches Risiko ist. Abhängig von diesem Risiko wird er Sie zu einer Herzspezialistin (Kardiologin) überweisen.

Eine kompakte Übersicht zu den möglichen Untersuchungen bei Verdacht auf KHK finden Sie in dem Patientenblatt "Welche Untersuchungen kommen für mich in Frage?": www.patienten-information.de/patientenblaetter/khk-untersuchungen.

Die Untersuchungsverfahren

Das Elektrokardiogramm (EKG)

Ein wichtiges Untersuchungsverfahren ist das Elektrokardiogramm, kurz EKG.

Bei einem EKG werden am Brustkorb, an den Armen und den Beinen Elektroden befestigt. Für gewöhnlich sind das insgesamt 12 Elektroden am Körper. Das EKG-Gerät zeichnet die elektrische Aktivität des Herzens auf. Mit jedem Herzschlag fließt schwacher Strom, den die Elektroden messen. Diese Spannungsänderungen werden von der Körperoberfläche abgeleitet und grafisch dargestellt. Diese Grafik zeigt Wellen und Zacken. Sie wird EKG-Kurve genannt. Die Schwankungen der Kurve zeigen an, wann sich das Herz zusammenzieht und wieder erschlafft. Das EKG ermöglicht Aussagen über Herzrhythmus und Häufigkeit des Herzschlags (Herzfrequenz). Es gibt Auskunft über die Abläufe innerhalb des Herzmuskels und lässt somit auch indirekt Aussagen über Veränderungen der Form sowie der Struktur des Herzens zu. Mit Hilfe dieser Kurve können Erkrankungen wie zum Beispiel KHK, aber auch Rhythmusstörungen, Herzinfarkt oder Entzündungen am Herzen erkannt werden.

Es gibt drei Formen: das Ruhe-EKG, das Belastungs-EKG und das Langzeit-EKG.

  • Beim Ruhe-EKG wird die Tätigkeit des Herzens ohne Belastung, also in Ruhe, aufgezeichnet.

  • Beim Belastungs-EKG steht die Frage im Vordergrund, ob sich das Herz an körperliche Anstrengungen anpassen kann. Ein Belastungs-EKG wird erstellt, während der Betroffene auf einem Standfahrrad fährt oder auf einem Laufband läuft.

  • Beim Langzeit-EKG wird die Tätigkeit des Herzens über 24 Stunden hinweg aufgezeichnet – also einen Tag und eine Nacht lang. 

Die Leitlinie empfiehlt:

Nach Meinung der Expertengruppe sollen Menschen mit typischen Beschwerden und deutlichen Hinweisen auf eine KHK ein Ruhe-EKG erhalten.

Ein EKG kann wichtige Hinweise geben, um eine bestehende KHK zu erkennen und um eine stabile KHK von anderen Herzerkrankungen abzugrenzen. Studien zeigten aber, dass bei normalem EKG trotzdem eine KHK vorliegen kann.

Der Herz-Ultraschall (Echokardiografie)

Eine Ultraschalluntersuchung des Herzens wird auch Echokardiografie oder Sonografie genannt.

Bei dieser Untersuchung werden Schallwellen eingesetzt, die über einen Schallkopf versendet und empfangen werden. Die ausgesendeten Schallwellen durchdringen das direkt darunter liegende Gewebe. Die zurückgemeldeten Schallsignale werden am Bildschirm sichtbar und können wie ein Film betrachtet werden. Während einer Ultraschalluntersuchung kann man die Herzfunktion beobachten. Insbesondere die Größe der Herzkammern, die Klappenfunktion und die Pumpfunktion des Herzens sind dabei gut erkennbar.

Bei der Ultraschalluntersuchung des Herzens durch den Brustkorb (transthorakale Echokardiografie), liegt man auf dem Rücken oder auf der Seite. Der Arzt führt in langsamen Bewegungen den Schallkopf des Ultraschallgerätes über die Haut des Brustkorbs. Währenddessen werden am Bildschirm die Bilder betrachtet. Für die Bilddarstellung wird ein Gleitfilm zwischen Haut und Schallkopf benötigt. Dazu trägt die Ärztin ein farbloses Kontaktgel auf die Haut auf. Es ist wasserlöslich und kann problemlos von der Haut abgewaschen und aus der Kleidung ausgewaschen werden.

Mit einer Ultraschalluntersuchung lässt sich feststellen:

  • wie die beiden Herzkammern arbeiten;

  • wie die Wände des Herzmuskels der linken Herzkammer beschaffen sind;

  • ob der Blutdruck im Lungenkreislauf erhöht ist;

  • ob die vier Herzklappen vollständig öffnen und schließen;

  • ob Flüssigkeit im Herzbeutel ist. 

Die Leitlinie empfiehlt:

Nach Meinung der Expertengruppe sollten Menschen mit typischen Beschwerden und deutlichen Hinweisen auf eine KHK eine Ultraschalluntersuchung des Herzens in Ruhe erhalten.

Mit dieser Untersuchung kann der Arzt das Herz genau beurteilen und andere Herzkrankheiten feststellen, wie zum Beispiel eine Herzschwäche oder Herzklappenfehler, die nicht selten zusätzlich zu einer KHK bestehen. Dann ist möglicherweise eine zusätzliche Behandlung notwendig.

Welche Untersuchungen noch auf Sie zukommen können

Anhand Ihrer Beschwerden, Ihres Alters und Ihres Geschlechts wird die Wahrscheinlichkeit abgeschätzt, dass Sie eine KHK haben. Ist Ihr persönliches Risiko nach den ersten Untersuchungen eher niedrig (unter 15 Prozent), so sollte die Ärztin nach Meinung der Expertengruppe nach anderen Gründen für Ihre Beschwerden suchen.

Ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie eine KHK haben, nach den ersten Untersuchungen und Einschätzen Ihres persönlichen Risikos hoch (über 85 Prozent), so sollte der Arzt nach Meinung der Expertengruppe ohne weitere Untersuchungen Ihre Behandlung mit Ihnen planen. Mehr dazu im Kapitel "Die Behandlung planen".

Bei Menschen mit einem geschätzten Risiko zwischen 15 und 85 Prozent sollten weitere Untersuchungen zum Einsatz kommen, um eine KHK festzustellen oder auszuschließen. Dafür gibt es verschiedene Verfahren. Bei der Auswahl der Untersuchung sollen nach Meinung der Expertengruppe folgende Fragen berücksichtigt werden:

  • Wie hoch ist das persönliche Risiko für eine KHK?

  • Ist das Verfahren vor Ort vorhanden?

  • Hat das Behandlungsteam bereits viel Erfahrung mit diesem Verfahren?

  • Ist die Untersuchung für Sie persönlich gut geeignet?

  • Welche Nachteile und Komplikationen hat die Untersuchung?

Tabelle 2: Übersicht der verschiedenen Untersuchungsverfahren

Verfahren Ablauf Dauer Bemerkungen
Belastungs-EKG

EKG unter körperlicher Belastung mit dem Standfahrrad oder Laufband.

Nur bei eher geringer Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer KHK aussagekräftig und meist mit weiteren Untersuchungen verbunden.
Je nach Höhe der Belastung bis zu 15 Minuten Keine Strahleneinwirkung
Stress-Echokardio-grafie Herz-Ultraschall unter körperlicher Belastung mit dem Standfahrrad oder Laufband beziehungsweise Belastung des Herzens, hervorgerufen durch bestimmte Medikamente. 20 bis 30 Minuten Keine Strahleneinwirkung

Myokard-Perfusions-SPECT

(Single-Photonen-Emissionstomo-grafie)

Myokard = Herzmuskel Perfusion = Durchblutung
Untersuchung, um die Durchblutung des Herzmuskels bildlich darzustellen. Dafür wird ein radioaktiver Stoff in die Blutbahn gespritzt. Eine spezielle Kamera macht Aufnahmen vom Herzen. Findet unter körperlicher oder medikamentöser Belastung statt. Bis zu 4 Stunden, mit längeren Pausen dazwischen

Ist mit einer geringen Strahleneinwirkung (ionisierende Strahlen) verbunden.

Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenversicherung.

Die NVL verweist auf die S1-Leitlinie "Myokard-Perfusions-SPECT": www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/031-006.html
Stress-Perfusions-MRT Die Magnetresonanzto­mografie (MRT) ist ein bildgebendes Verfahren zur Darstellung von Strukturen im Inneren des Körpers. Dabei werden keine Röntgenstrahlen verwendet, sondern starke elektromagnetische Felder. Es werden ein gefäßerweiterndes Medikament und ein Kontrastmittel in die Blutbahn gespritzt. Das Perfusions-MRT stellt damit den vom Blut durchströmten Herzmuskel dar.  20 bis 30 Minuten

Keine Strahleneinwirkung

Keine Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenversicherung.

Bei Menschen mit einem Herzschrittmacher ist vorab zu klären, ob und unter welchen Vorsichtsmaßnahmen die Untersuchung möglich ist.
Dobutamin-Stress-MRT

Siehe Stress-Perfusions-MRT.

Bei diesem MRT wird das Medikament Dobutamin stufenweise in die Blutbahn gespritzt, so dass sich der Herzschlag nach und nach erhöht. 
40 bis 60 Minuten

Keine Strahleneinwirkung

Keine Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenversicherung.

Bei Menschen mit einem Herzschrittmacher ist vorab zu klären, ob und unter welchen Vorsichtsmaßnahmen die Untersuchung möglich ist.
CT-Koronar-angiografie

Eine Computertomografie (CT) ist ein Röntgen aus verschiedenen Richtungen. Ein Computer verarbeitet die Informationen, die hierbei entstehen, und erzeugt ein räumliches Bild vom Herzen. Dieses Verfahren kann Ablagerungen und Engstellen der Herzkranzgefäße zuverlässig entdecken.

Meist werden jodhaltige Kontrastmittel eingesetzt. 
Weniger als 5 Minuten

Ist mit einer geringen Strahleneinwirkung (Röntgenstrahlen) verbunden.

Keine Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenversicherung.

Bei diesen Untersuchungen kommen teilweise Medikamente zum Einsatz, die in Deutschland nicht zugelassen sind und daher nur im sogenannten Off-Label-Use eingesetzt werden (siehe Kasten).

Off-Label-Use

Den Einsatz von Arzneimitteln, die in Deutschland bislang nicht für dieses Krankheitsbild zugelassen wurden, bezeichnet man als Off-Label-Use. Das Zulassungsverfahren für Medikamente schreibt den Nachweis des Nutzens eines Medikamentes in hochwertigen Studien für jedes einzelne Krankheitsbild vor, das mit dem Medikament diagnostiziert oder behandelt werden soll. Wenn es jedoch gute Hinweise auf eine Wirksamkeit in Ihrer Situation gibt und keine andere gleich gute Diagnostik oder Therapie zur Verfügung steht, dann kann ein Off-Label-Use sinnvoll sein. Er ist jedoch für Ärztin oder Arzt und Patientin oder Patient mit größeren Unsicherheiten in Bezug auf Wirkung und Nebenwirkungen verbunden. Gemeinsam mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt können Sie entscheiden, ob eine solche Behandlung für Sie in Frage kommt. Mehr zum Off-Label-Use können Sie unter anderem beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) nachlesen: www.g-ba.de.

Brauchen Sie eine Herzkatheter-Untersuchung?

Ein sogenannter Herzkatheter ist heutzutage in aller Munde. Vielleicht fragen Sie sich nun, ob auch Sie einen brauchen …

Bei vielen Menschen mit stabiler KHK reicht es aus, zunächst abzuwarten, ob die Medikamente die Beschwerden ausreichend lindern. Dann ist vorerst keine Herzkatheter-Untersuchung nötig.

Manchmal kann eine Herzkatheter-Untersuchung in Frage kommen, auch wenn Sie keine starken Beschwerden haben. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn Sie zusätzlich zur KHK eine Herzschwäche oder Diabetes (Zuckerkrankheit) haben. Mehr dazu siehe Kapitel "Operative Eingriffe".

Was ist Ziel dieser Untersuchung?

Mit einer Herzkatheter-Untersuchung soll der Arzt prüfen, ob eine Operation zum Überbrücken der verengten Blutgefäße (Bypass-Operation) einen Vorteil bietet, und wie sie durchgeführt werden könnte (siehe Kapitel "Wie läuft eine Bypass-Operation ab"). Die Untersuchung ist also für Betroffene geeignet, die generell bereit sind, sich anschließend operieren zu lassen, und für die aus ärztlicher Sicht eine Operation in Frage kommt.

Die Untersuchung kann auch gleichzeitig mit einer Behandlung verbunden sein (mehr dazu im Kapitel "Eingriff zur Verbesserung der Prognose: Stents einsetzen oder erst mal abwarten?").

Wie läuft eine Herzkatheter-Untersuchung ab?

Eine biegsame, dünne Sonde (Katheter) wird über eine Arterie in der Leiste oder am Arm bis zum Herz vorgeschoben. Dieser Vorgang wird mit Hilfe von Röntgenstrahlen auf einem Bildschirm dargestellt. Die Ärztin spritzt über den Katheter ein Kontrastmittel, um mögliche krankhafte Veränderungen der Herzkranzgefäße sichtbar zu machen. Die Untersuchung dauert in der Regel ungefähr 30 Minuten. 

Was sind die Risiken?

Die Strahleneinwirkung ist gering. An der Einstichstelle kommt es häufig zu blauen Flecken. Laut dem Deutschen Herzbericht 2015 treten bei 1 bis 2 von 100 Untersuchungen Komplikationen auf, wie etwa Nachblutungen. Das Kontrastmittel kann allergische Reaktionen und andere Folgen hervorrufen. Laut dem Herzbericht tritt bei 4 von 10 000 Untersuchungen ein Schlaganfall und bei 21 von 10 000 Untersuchungen ein Verschluss einer Herzkranzarterie auf; bei 17 von 10 000 Untersuchungen kommt es zum Tod. 

Was sagt die Leitlinie?

Eine Herzkatheter-Untersuchung ist in bestimmten Situationen wichtig, um Ihre Behandlung zu planen, aber häufig nicht notwendig.

Die Leitlinie empfiehlt:

Nach Meinung der Expertengruppe soll diese Untersuchung nicht durchgeführt werden, wenn:

  • die Wahrscheinlichkeit, dass Sie eine stabile KHK haben, gering ist;

  • die bildgebenden Untersuchungsverfahren keine Hinweise auf eine verminderte Durchblutung in den Herzgefäßen zeigen;

  • aufgrund Ihrer körperlichen Verfassung eine Operation am Herzen nicht möglich ist;

  • Sie sich entscheiden, Beschwerden zunächst nur mit Medikamenten behandeln zu lassen (mehr dazu im Kapitel "Behandlung mit Medikamenten").

Vor einer möglichen Herzkatheter-Untersuchung sollen Sie nach Meinung der Expertengruppe mit Hilfe des folgenden Patientenblatts beraten werden: "Verdacht auf koronare Herzkrankheit: Brauche ich eine Herzkatheter-Untersuchung?": www.patienten-information.de/patientenblaetter/khk-herzkatheter-untersuchung.

Was ist eine fraktionelle Flussreserve?

Als zusätzliche Untersuchung während eines Herzkatheters kann man die fraktionelle Flussreserve (kurz: FFR) der verengten Herzkranzgefäße ermitteln.

Dabei handelt es sich um einen Wert, der den Druckunterschied vor und hinter einer Engstelle in einem Herzkranzgefäß beschreibt. Dafür misst man die Drücke vor und hinter der Engstelle und ermittelt daraus den Quotienten. Ziel ist, zwischen Engstellen mit ausreichender Durchblutung und Engstellen, die zu einem Sauerstoffmangel führen, unterscheiden zu können. Bei Engstellen mit ausreichender Durchblutung reichen als Behandlung Medikamente aus. Hier ist ein operativer Eingriff nicht vorteilhaft. Engstellen mit verminderter Durchblutung dagegen führen häufiger zu Herzinfarkten und Tod, weshalb hier ein Eingriff, wie Stents oder Bypass-Operation, empfehlenswert ist. 

Das Messen der fraktionellen Flussreserve hilft also dabei, nicht notwendige Eingriffe an den Herzkranzgefäßen zu vermeiden.

Wie läuft diese Untersuchung ab?

Während einer Herzkatheter-Untersuchung schiebt das Ärzteteam einen dünnen Draht mit einem elektronischen Drucksensor vorsichtig durch die verengte Stelle des Blutgefäßes. Dieser Sensor ermittelt die unterschiedlichen Drücke.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Während der Untersuchung erhalten Sie ein Medikament über den Schlauch. Man möchte damit eine größtmögliche Durchblutung in dem Gefäß erreichen. Allerdings können dadurch Nebenwirkungen auftreten, wie etwa leichte Atemnot oder ein Druckgefühl im Brustbereich.

Übersicht: Untersuchungen bei deutlichen Hinweisen auf eine chronische stabile KHK

Patient oder Patientin mit Beschwerden (zum Beispiel Brustschmerz)
  • Ausführliche Befragung (Anamnese);

  • körperliche Untersuchung;

  • Einschätzen des Risikos für eine stabile KHK;

  • KHK unwahrscheinlich => Suche nach anderen Gründen für die Beschwerden.
Deutliche Hinweise auf eine stabile KHK
  • Elektrokardiogramm (EKG) in Ruhe;

  • Herz-Ultraschall (Echokardiografie) in Ruhe.

Abhängig von den ersten Untersuchungsergebnissen und von der persönlichen Situation:

  • geschätztes Risiko niedrig (unter 15 Prozent) => Suche nach anderen Gründen für die Beschwerden;

  • geschätztes Risiko hoch (über 85 Prozent) => keine weiteren Untersuchungen empfohlen und Behandlung der KHK planen; 

  • bei Menschen mit einem geschätzten Risiko zwischen 15 und 85 Prozent sollten weitere Untersuchungen zum Einsatz kommen, wie zum Beispiel: Stress-Echokardiografie, Myokard-Perfusions-SPECT, Stress-Perfusions-MRT, Dobutamin-Stress-MRT oder CT-Koronarangiografie.

Um zu prüfen, ob ein operativer Eingriff in Frage kommt, oder bei anhaltenden Beschwerden trotz Behandlung
  • Herzkatheter-Untersuchung (invasive Koronarangiografie), teils mit gleichzeitiger Messung der fraktionellen Flussreserve (kurz: FFR).

2023. Version 4.0

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Spezielle Angebote für Menschen mit chronischer KHK finden Sie unter den folgenden Adressen:

Deutsche Herzstiftung e. V.
E-Mail: 
Internet: www.herzstiftung.de/selbsthilfegruppen.html

Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen e. V. 
Unter dieser Adresse erfahren Sie, welche Herzgruppen es in Ihrem Bundesland gibt:
E-Mail: 
Internet: www.dgpr.de

Stiftung "Der herzkranke Diabetiker"
Stiftung in der Deutschen Diabetes-Stiftung

E-Mail: 
Internet: www.stiftung-dhd.de

Wo sich eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe befindet, können Sie auch bei der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) erfragen:

Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS)
Otto-Suhr-Allee 115
10585 Berlin
Telefon: 030 31018960
Fax: 030 31018970
E-Mail: 
Internet: www.nakos.de

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