Patientenleitlinie: Bluthochdruck
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Einen Notfall erkennen

Es ist normal, dass der Blutdruck im Tagesverlauf schwankt. Steigt der Blutdruck jedoch schnell und sehr stark an, kann dahinter ein Notfall stecken. Hier erfahren Sie, was ein entgleister Blutdruck ist, woran Sie einen hypertensiven Notfall erkennen und wie Sie am besten reagieren können. 

Die Leitlinie empfiehlt:

Wenn der Blutdruck plötzlich die Werte 180 zu 110 mmHg übersteigt, sollten Sie nach Erfahrung der Leitliniengruppe Ruhe bewahren und nach einer halben Stunde erneut messen.

Bei starken Beschwerden, großer Unsicherheit oder in der Schwangerschaft holen Sie sofort ärztliche Hilfe.

Was ist eine Blutdruck-Entgleisung?

Fachleute sprechen von einem entgleisten Blutdruck, wenn der obere Blutdruckwert über 180 mmHg und der untere Blutdruckwert über 110 mmHg liegt. Es gibt bei kurzer Dauer aber keine Hinweise, dass dadurch Organe geschädigt werden. Das heißt in der Fachsprache auch hypertensive Entgleisung.

» Was können Anzeichen dafür sein?

Hinweise auf eine Blutdruck-Entgleisung bei sehr hohem Blutdruck können sein:

  • roter Kopf oder Wangen; 
  • Kopfschmerz;
  • Schwindel;
  • Übelkeit.

Treten keine schwerwiegenden Beschwerden auf, handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine Blutdruck-Entgleisung.

» Was können Ursachen sein?

Die Ursachen für einen entgleisten Blutdruck können vielfältig sein. Ein häufiger Grund ist, dass die Betroffenen ihre blutdrucksenkenden Medikamente nicht regelmäßig einnehmen oder weglassen. Auch Stress, seelische Probleme, Alkohol, Drogen oder Schmerzen können den Blutdruck in die Höhe treiben. Zudem können andere Medikamente oder Hormonstörungen verantwortlich sein.

» Was ist zu tun?

Wichtig ist, dass Sie ruhig bleiben. Versuchen Sie, sich zu entspannen und an etwas anderes zu denken, um sich abzulenken. Nach etwa 30 Minuten sollten Sie Ihren Blutdruck nochmals messen. Sind die Werte nicht besser oder halten die Beschwerden an, sollten Sie nach Einschätzung der Leitliniengruppe Ihre Arztpraxis anrufen oder aufsuchen. Dann kann Ihre Ärztin Ihre Medikamente anpassen, um den Blutdruck zu senken.

» Was kann ich vorher tun?

  • Nehmen Sie Ihre blutdrucksenkenden Medikamente regelmäßig und wie verordnet ein. Lassen Sie sie nicht eigenmächtig weg.

  • Messen Sie Ihren Blutdruck regelmäßig selbst.

  • Sie können an einer Patientenschulung teilnehmen. Dort lernen Sie einen Notfall zu erkennen und was dann zu tun ist.

Wann liegt ein Notfall vor?

Eine Blutdruck-Entgleisung ist in der Regel eine ernste Situation, aber kein Notfall.

Anders ist es, wenn der stark erhöhte Blutdruck das Gehirn und weitere Organe schädigt. Die Schäden können zum Beispiel das Herz, die Lunge oder die Nieren betreffen. So kann es zu einem Schlaganfall, Herzinfarkt, Rissen in der Hauptschlagader, Gehirnblutungen, Wasser in der Lunge oder Nierenproblemen kommen. Dann liegt ein hypertensiver Notfall vor.

Die Leitlinie empfiehlt:

Die Leitliniengruppe ist der Meinung, dass Sie bei einem solchen Notfall umgehend im Krankenhaus behandelt werden sollen. Rufen Sie 112 an oder sorgen Sie dafür, dass jemand anderes das tut.

Anzeichen für einen Notfall können zum Beispiel sein:

  • Atemnot;
  • starke Brustenge;
  • Verwirrtheit;
  • Lähmungen;
  • Seh- oder Sprechstörungen;
  • Krampfanfälle;
  • Bewusstlosigkeit.

In dieser Situation ist eine schnellstmögliche Behandlung nötig. Dabei kommen verschiedene Medikamente zum Einsatz, die den Blutdruck schonend senken. Zumeist handelt es sich dabei um Wirkstoffe, die man in eine Vene spritzt oder die Sie als Infusion erhalten. Wichtig ist auch, dass Sie in der Klinik gut überwacht werden.

Welche Nummer wähle ich?

Es ist nicht immer leicht, eine Blutdruck-Entgleisung von einer Notfallsituation zu unterscheiden. Wenn Sie unsicher sind, holen Sie möglichst schnell fachkundigen Rat ein, etwa von Ihrem Arzt oder vom ärztlichen Bereitschaftsdienst: Die bundesweite Rufnummer lautet 116 117.

Haben Sie den Eindruck, dass ein Notfall vorliegt, rufen Sie rasch den Rettungsdienst 112.

Besonders Schwangere brauchen bei hohen Blutdruckwerten sofort ärztliche Hilfe. Bei ihnen können auch Werte unter 180/110 mmHg bedrohlich sein und erfordern schnellstmöglich eine ärztliche Abklärung.

Diese Informationen finden Sie auch kompakt in dem Merkblatt "Was tun, wenn der Blutdruck plötzlich viel zu hoch ist?": www.patienten-information.de/patientenblaetter/bluthochdruck-notfall.

2024. Version 1.0

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Spezielle Angebote für Menschen mit Bluthochdruck finden Sie unter den folgenden Adressen:

Deutsche Hochdruckliga e. V.
E-Mail: info@hochdruckliga.de
Internet: www.hochdruckliga.de

Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen e. V.
Unter dieser Adresse erfahren Sie, welche Herzgruppen es in Ihrem Bundesland gibt:
E-Mail: info@dgpr.de
Internet: www.dgpr.de

Wo sich eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe befindet, können Sie auch bei der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) erfragen:

Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS)
Otto-Suhr-Allee 115
10585 Berlin
Telefon: 030 31018960
Fax: 030 31018970

E-Mail: selbsthilfe@nakos.de
Internet: www.nakos.de

Es gibt deutschlandweit viele regionale Kontakt- und Informationsstellen für Selbsthilfegruppen (kurz: KISS):
www.nakos.de/informationen/basiswissen/kontaktstellen

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