Hoher Blutdruck schadet auf Dauer den Gefäßen und Organen. Zunächst sollten Sie versuchen, den Blutdruck ohne Medikamente zu senken. Manchmal kann es ausreichen, bestimmte Gewohnheiten zu ändern, wie etwa sich mehr bewegen, sich salzarm ernähren und Gewicht abnehmen. Lässt sich der Blutdruck auf diese Weise nicht normalisieren, empfehlen Fachleute Ihnen blutdrucksenkende Medikamente. Die wichtigsten stellen wir Ihnen hier vor.
Empfehlung
Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, welches Medikament für Sie geeignet ist. Nehmen Sie Medikamente regelmäßig wie verordnet ein. Ändern Sie die Dosis nicht ohne ärztliche Rücksprache.
Welche Medikamente empfehlen Fachleute bei Bluthochdruck?
Verschiedene Arzneimittel können den Blutdruck senken und so wirksam vor Folgekrankheiten schützen, etwa vor Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Für vier Medikamenten-Gruppen gibt es verlässliche Studiendaten und langjährige Erfahrungen. Sie gehören in Deutschland zu den am häufigsten verordneten Blutdrucksenkern und sind allgemein gut verträglich. Daher kommen sie als Medikamente der ersten Wahl zum Einsatz:
-
ACE-Hemmer: Sie beeinflussen Hormone im Körper, die den Blutdruck steuern. Sie sorgen dafür, dass sich die Blutgefäße etwas weiten und der Blutdruck sinkt. Anhand der vorliegenden Erkenntnisse kann man nicht sagen, ob aus der Gruppe der ACE-Hemmer ein Wirkstoff besser ist als der andere.
-
Sartane: Sie werden auch als Angiotensin-Rezeptor-Blocker (kurz: ARB) bezeichnet und wirken ähnlich wie ACE-Hemmer.
-
Kalziumkanal-Blocker: Sie hemmen den Einstrom von Kalzium in die Zellen, wodurch sich die Blutgefäße erweitern.
-
Thiazid-artige Diuretika/Thiazide: Diese Medikamente sorgen dafür, dass man mehr Salze und somit auch Wasser ausscheidet. Umgangssprachlich sind sie als "Wassertabletten" bekannt.
Welches Medikament für Sie am besten geeignet ist, hängt vor allem davon ab, wie gut Sie es vertragen.
Je nach Schwere des Bluthochdrucks kommen die Medikamente einzeln oder kombiniert zum Einsatz. Auch Ihre Begleiterkrankungen spielen eine Rolle. Das können zum Beispiel koronare Herzkrankheit (KHK), Herzschwäche, Schlaganfall, Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder Nierenkrankheit sein. Dann kommen teils auch weitere Medikamenten-Gruppen in Frage, etwa Beta-Blocker bei Herzerkrankungen.
Für Frauen mit Bluthochdruck gilt bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft besondere Vorsicht. Denn Medikamente, wie etwa ACE-Hemmer und Sartane, können das ungeborene Kind schädigen. Welche Arzneimittel dann in Frage kommen, erfahren Sie hier: www.patienten-information.de/bluthochdruck und www.embryotox.de.
Was erleichtert mir die Einnahme?
Richtig eingenommen, senken die Medikamente durchgängig den Blutdruck. Auch wenn Sie keine Beschwerden spüren, ist es wichtig, sie täglich einzunehmen. Diese Tipps können Ihnen dabei helfen:
-
Lassen Sie sich von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt genau erklären, welche Medikamente Sie wie oft nehmen sollen, am besten schriftlich.
-
In Pillendosen lassen sich Ihre Medikamente für eine ganze Woche übersichtlich einsortieren. Fragen Sie in der Apotheke nach.
-
Sprechen Sie Nebenwirkungen oder andere Schwierigkeiten bei der Einnahme in der Arztpraxis an. Oft kann man Ihnen damit helfen.
-
Nutzen Sie Erinnerungshilfen wie Zettel, Kalendereinträge oder Apps auf dem Handy.
-
Vielleicht kann Sie auch ein Familienmitglied bei der regelmäßigen Einnahme unterstützen.
Übersicht: Welche Behandlung für wen?
Begleiterkrankung | Bevorzugte blutdrucksenkende Medikamente (einzeln oder in Kombination) |
---|---|
Bluthochdruck ohne weitere Erkrankungen | ACE-Hemmer, Sartane, Kalziumkanal-Blocker, Thiazid-artige Diuretika/Thiazide |
Nach Schlaganfall | Kalziumkanal-Blocker oder ACE-Hemmer; Bei Bedarf zusätzlich: Thiazid-artige Diuretika |
Herzschwäche (Herzinsuffizienz) | ACE-Hemmer oder Sartane und Beta-Blocker; Bei Bedarf zusätzlich: Diuretika |
Koronare Herzkrankheit (KHK) | Beta-Blocker; Wenn Sie Beta-Blocker nicht vertragen, sind ACE-Hemmer, Sartane oder Kalziumkanal-Blocker eine andere Möglichkeit. |
Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) | ACE-Hemmer oder Sartane; Wenn Sie weder ACE-Hemmer noch Sartane vertragen, sind Kalziumkanal-Blocker eine andere Möglichkeit. |
Nierenkrankheit | ACE-Hemmer oder Sartane; Bei Bedarf zusätzlich: Schleifen-Diuretika |
Übersicht: Medikamente gegen Bluthochdruck
Die folgenden Medikamente sind ähnlich wirksam bei hohem Blutdruck und können vor Folgeerkrankungen schützen.
Blutdrucksenkende Medikamente | Mögliche Nebenwirkungen | Besonderheiten |
---|---|---|
Medikamente der ersten Wahl | ||
ACE-Hemmer | Schwäche- und Schwindelgefühl, trockener Husten, Reizhusten, Allergie-ähnliche Reaktion (Gesicht, Lippen oder Zunge schwellen an, Fachbegriff: Angioödem), erhöhte Kaliumwerte im Blut (Hinweise können Kribbeln in Händen und Füßen, pelziges Gefühl der Zunge, Muskelschwäche oder Durchfall sein) | Verursachen bei etwa 5 von 100 Menschen trockenen Reizhusten. Dann kann man auf ein Sartan umsteigen. |
Sartane (Angiotensin-Rezeptor-Blocker, kurz: ARB) | Störungen der Nierenfunktion, Schwäche- und Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Hautausschlag, erhöhte Kaliumwerte im Blut (Hinweise können Kribbeln in Händen und Füßen, pelziges Gefühl der Zunge, Muskelschwäche oder Durchfall sein) | Dürfen nicht mit ACE-Hemmern kombiniert werden. Bei beiden Gruppen sind regelmäßige Kontrollen der Nierenwerte und der Mineralstoffe im Blut nötig. |
Kalziumkanal-Blocker | Wassereinlagerungen in den Knöcheln (Ödeme), Kopfschmerzen, verlangsamter Herzschlag, Hitzewallungen und Hautrötung (Flush), Magen-Darm-Beschwerden, Muskel- und Gelenkschmerzen | Beeinflussen nicht die Blutzuckerwerte. |
Thiazid-artige Diuretika/Thiazide | Störungen im Wasser- und Salzhaushalt des Körpers (zu wenig Kalium und Natrium im Blut, Hinweise können sein: Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Muskelschwäche, Verwirrtheit), häufigere Toilettengänge durch vermehrte Harnausscheidung, erhöhte Blutzuckerwerte, erhöhte Blutfettwerte, vermutlich erhöhtes Risiko für weißen Hautkrebs | Machen die Haut empfindlich für UV-Strahlen. Besonderer Schutz vor Sonnenlicht ist ratsam. Ebenso wie regelmäßige Kontrolluntersuchungen in der Hautarztpraxis. |
Weitere Medikamente für ausgewählte Patientengruppen |
||
Beta-Blocker | Verlangsamter Herzschlag, Schwindel, Kopfschmerzen, erhöhte Blutzuckerwerte, erhöhte Blutfettwerte, Schlafstörungen, kalte oder kribbelnde Hände und Füße, Nachlassen des sexuellen Verlangens, Erektionsstörungen | Beugen möglicherweise weniger gut Schlaganfälle vor als ACE-Hemmer und Sartane. |
Schleifen-Diuretika | Störungen im Wasser- und Salzhaushalt des Körpers (zu wenig Kalium im Blut, Hinweise können sein: Herz-Rhythmus-Störungen, Zittern, Krämpfe), Schwäche, Schwindel, Austrocknung, Hörschäden | Senken den Blutdruck nur geringfügig. |
-
Patientenleitlinie: Bluthochdruck
Alles zu Untersuchungen und Behandlungen
-
Bluthochdruck – Was gehört zur Behandlung?
Bei Bluthochdruck (Hypertonie) herrscht in den Gefäßen ein zu hoher Druck. Davon merken Betroffene meist nichts. Möglich sind Kopfschmerzen oder Schwindel. Als Orientierung für einen normalen Blutdruck gilt ein Wert von weniger als 140/90 mmHg. Als Behandlung kommen neben einem veränderten Lebensstil blutdrucksenkende Medikamente zum Einsatz.
-
Bluthochdruck – Wie messe ich meinen Blutdruck richtig?
Wer wegen Bluthochdruck (Hypertonie) behandelt wird, führt regelmäßige Selbstmessungen durch. Es ist wichtig zu kontrollieren, ob Sie den vereinbarten Blutdruck-Zielwert erreicht haben. Dafür gibt es elektronische Messgeräte. Prüfsiegel zeigen Ihnen die Qualität der Geräte an.
-
Bluthochdruck – Gefäßschäden und Folgeerkrankungen
Ein unbehandelter Bluthochdruck kann Gefäße schädigen und zu Folgeerkrankungen führen, wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herzschwäche. Wie eine Hypertonie entsteht und welche Krankheiten auftreten können, lesen Sie hier.
-
Bluthochdruck – Wie soll der Blutdruck eingestellt sein?
Zur Behandlung von Bluthochdruck (Hypertonie) sollten Sie gemeinsam mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt festlegen, welcher Blutdruck-Zielwert für Sie persönlich vorteilhaft ist. Hier erfahren Sie, welche Umstände dabei eine Rolle spielen können (Alter, Risiko für andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, körperlicher Zustand).
-
Bluthochdruck – Was hat Salz mit dem Blutdruck zu tun?
Salz ist lebenswichtig und macht viele Speisen schmackhafter. Wer Bluthochdruck (Hypertonie) hat, sollte jedoch an Kochsalz (Natriumchlorid) sparen. Warum Fachleute zu einer salzarmen Ernährung raten und wie das gelingen kann, sagen wir Ihnen hier.
-
Bluthochdruck – Warum ist Bewegung gut für mich?
Fachleute empfehlen Menschen mit Bluthochdruck regelmäßige körperliche Aktivität. Wer sich regelmäßig bewegt, kann selbst dazu beitragen, seinen Blutdruck zu senken. Hier finden Sie verlässliche Anregungen für Ihren Alltag.
-
Bluthochdruck – Warum hilft es, aufs Rauchen zu verzichten?
Tabak und Nikotin sind schädlich für die Blutgefäße. Das gilt auch für Passivrauchen. Wo Sie Hilfe bekommen, wenn Sie mit dem Rauchen aufhören möchten, erläutert dieses Infoblatt.
-
Bluthochdruck – Welche Rolle spielen Gewicht, Ernährung und Alkohol?
Fachleute sind sich einig: Ein gesunder Lebensstil kann den Blutdruck senken. Dazu gehört eine ausgewogene Ernährung mit wenig Salz und wenig Alkohol.
-
Bluthochdruck – Wie schaffe ich es, an meiner Behandlung dranzubleiben?
Den wichtigsten Teil der Behandlung bei Bluthochdruck (Hypertonie) übernehmen Sie selbst. Dazu gehört zum Beispiel, sich regelmäßig zu bewegen und ausgewogen zu ernähren sowie Medikamente einzunehmen. Hier finden Sie zahlreiche Tipps, wie Ihnen dies gelingen kann.
-
Bluthochdruck – Was tun, wenn die Medikamente nicht wirken?
Bei Bluthochdruck kommen oft Medikamente zum Einsatz. Wenn die übliche Behandlung nicht wirkt, besteht eine therapieresistente Hypertonie. Fachleute empfehlen Ihnen dann ein zusätzliches blutdrucksenkendes Medikament (Aldosteron-Antagonist, Alpha-Blocker oder Beta-Blocker).
-
Bluthochdruck – Kinderwunsch und mögliche Schwangerschaft
Bluthochdruck (Hypertonie) in der Schwangerschaft kann zu mehr Komplikationen führen, etwa zu einer Frühgeburt. Bereits bei Kinderwunsch sollten Sie etwas dagegen tun. Es gibt Wirkstoffe (Nifedipin, Metoprolol, Alpha-Methyldopa), die auch in Schwangerschaft und Stillzeit geeignet sind.
-
Bluthochdruck – Soll ich an einer Schulung teilnehmen?
Fachleute empfehlen allen Menschen mit Bluthochdruck (Hypertonie) an einer Schulung teilzunehmen. Diese vermitteln Wissen und helfen mit der Krankheit umzugehen.
-
Bluthochdruck – Wie trifft man gemeinsame Entscheidungen?
Bei Bluthochdruck oder Hypertonie gibt es mehrere Behandlungsmöglichkeiten. Alle haben Ihre Vor- und Nachteile. Sich zu entscheiden, kann daher schwer sein. Hier finden Sie Tipps, wie Sie eine Entscheidung vorbereiten können und welche Informationen dafür wichtig sind.
-
Bluthochdruck – Was tun, wenn der Blutdruck plötzlich viel zu hoch ist?
Wenn sich ihr Bluthochdruck (Hypertonie) plötzlich verschlimmert, kann dahinter eine Blutdruckentgleisung (hypertensive Entgleisung) oder eine Blutdruckkrise (hypertensiver Notfall) stecken. Diese Information erklärt die Anzeichen und wie Sie am besten reagieren.
Für diese Information haben wir die Nationale Versorgungsleitlinie (NVL) Hypertonie genutzt. Diese ist für Ärztinnen, Ärzte und andere medizinische Fachleute gedacht.
Wo Sie eine Selbsthilfeorganisation in Ihrer Nähe finden, erfahren Sie bei der NAKOS (Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen).
Internet www.nakos.de
Telefon 030 31018960
Dieses Patientenblatt ist Bestandteil der Nationalen VersorgungsLeitlinie (NVL) Hypertonie.
Verwendete Quellen
Fachliteratur
- Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale VersorgungsLeitlinie Hypertonie – Langfassung, Version 1.0. 2023. DOI: 10.6101/AZQ/000502. www.leitlinien.de/hypertonie
Patienteninformationen
-
AMBOSS. Schleifendiuretika. 2022. www.amboss.com/de/wissen/Schleifendiuretika
-
AMBOSS. Calciumantagonisten. 2022. www.amboss.com/de/wissen/Calciumantagonisten
-
Stiftung Gesundheitswissen. Hypertonie. Medikamente & OP. 2022. www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/hypertonie/medikamente-op