Operationswunde – Infektionen verhindern oder früh erkennen

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Bei Ihnen ist ein operativer Eingriff geplant und Sie möchten sich möglichst gut darauf vorbereiten? Das medizinische Personal wird Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Aber auch Sie selbst können viel tun, damit die Operationswunde sauber bleibt und gut heilt.

Auf einen Blick

Hintergrund

Eine Operationswunde kann sich leicht mit Krankheitserregern infizieren. Der Fachbegriff lautet postoperative Wundinfektion. Ungefähr 1 von 100 Operierten ist betroffen.

Anzeichen

Folgende Anzeichen deuten auf eine Wundinfektion hin: zunehmende Schmerzen, die Stelle wird rot, warm und schwillt an. Auch Fieber und allgemeines Unwohlsein sind möglich.

Vorbeugung

Durch sorgfältige Hygiene lassen sich viele Infektionen verhindern. Fachleute empfehlen zum Beispiel: vor der Operation zu duschen, Haare im Operationsgebiet nicht zu rasieren, den Verband trocken und sauber zu halten und ärztliche Kontrolltermine einzuhalten.

Wie kommt es zu einer Infektion der Wunde?

Bei jeder Operation bleibt eine Wunde zurück, die im Laufe der Zeit verheilt. Es entsteht eine Narbe.

Normalerweise schützt uns die Haut vor vielen Krank­heitserregern. Eine offene Wunde und auch die Operation selbst sind aber eine Eintrittspforte für Erreger. Sie können dazu führen, dass sich eine Wunde infiziert. In Deutsch­land kommt es jedes Jahr bei etwa 200 000 Menschen, die operiert wurden, anschließend zu einer Infektion der Wunde. In diesem Fall sprechen Fachleute von einer postoperativen Wundinfektion. Ungefähr 1 von 100 Operierten ist betroffen. Man schätzt, dass etwa ein Drittel dieser Infektionen durch sorgfältige Hygiene vermeidbar wäre.

Bei Menschen mit starkem Übergewicht, Blutarmut oder einer Immunschwäche, etwa bei Diabetes mellitus, HIV oder Krebs, heilen Wunden generell schlechter. Daher haben sie ein erhöhtes Risiko für eine Wundinfektion.

Eine infizierte Wunde erkennen

Nach dem Eingriff wird die Operationswunde in der Regel mit Nähten, Klammern oder Strips geschlossen. Anschließend wird sie mit einem sterilen, also erregerfreien, Verband abgedeckt. In dem Zeitraum, bis sich die Wunde komplett verschließt, ist sie sehr empfindlich. Dann kann es leicht passieren, dass Krankheitserreger, insbesondere Bakterien, in die Wunde gelangen. Der Körper reagiert darauf mit einer Entzündung, um die Erreger zu bekämpfen. An folgenden Anzeichen können Sie das erkennen:

  • die Schmerzen werden stärker

  • die Haut um die Wunde wird rot

  • die Stelle wird warm und schwillt an

  • Schüttelfrost und Fieber können auftreten

  • Eiter (gelbliche Flüssigkeit) tritt aus, der auch riechen kann

Ob wirklich eine Infektion vorliegt, ist nicht immer leicht zu beurteilen, weil die Wunde nach der Operation meist ohnehin etwas schmerzt und gerötet ist. Zudem ist sie mit einem Verband oder Pflaster abgedeckt, so dass Sie sie oftmals gar nicht sehen können.

Es ist aber wichtig, eine Infektion so früh wie möglich zu erkennen und zu behandeln. Denn im schlimmsten Fall breiten sich die Erreger sonst im ganzen Körper aus und man wird schwer krank. Der Fachbegriff für eine Infektion des ganzen Körpers ist Sepsis. Eine Sepsis ist lebensbedrohlich.

Sie und Ihr Behandlungsteam können viel tun, um eine Infektion der Operationswunde zu verhindern. Besonders wichtig ist, die Wunde sauber zu halten, hygienisch zu pflegen, bei ersten Zeichen für eine Entzündung zu reagieren und eine Behandlung einzuleiten. 

So beugt Ihr Behandlungsteam Infektionen vor

Alle Ärztinnen und Ärzte sowie das Pflegepersonal sind ge­schult, um so steril wie möglich zu arbeiten und Sie, so gut es geht, vor Infektionen zu schützen. Eine Vielzahl von Maßnahmen mit hohen hygienischen Standards, wie Schutzkleidung, Desinfektion und schonende Operationstechniken, tragen dazu bei.

Falls im Operationsgebiet Haare zu entfernen sind, kürzt man diese in der Regel mit einer medizinischen Schere oder einem elektrischen Haarschneidegerät mit Einmal-Scherkopf (Clipper). Es ist ebenfalls möglich, eine Enthaarungscreme zu nutzen. Allerdings kann diese die Haut reizen. Zudem treten bei manchen Menschen allergische Reaktionen auf.

Manchmal erhalten Sie vorsorglich Antibiotika, zum Beispiel um einer Infektion der Operationswunde mit Bakterien vorzubeugen.

Nach der Operation wird Ihre Wunde mit einer sterilen Wundauflage abgedeckt. Der erste Verbandwechsel steht meist nach 48 Stunden an. Wenn Ihre Wunde dann trocken und verschlossen ist, ist mitunter keine erneute sterile Wundabdeckung nötig.

Nach jedem operativen Eingriff sollte eine Ärztin oder ein Arzt die Wunde regelmäßig anschauen. Ihr Behandlungs­team sollte Ihnen nach dem Eingriff genau erklären, wie Sie Ihre Wunde hygienisch sauber halten können und worauf Sie achten müssen.

So können Sie selbst mithelfen

Vor der Operation:

Am häufigsten dringen Erreger in eine Wunde ein, die sich bereits auf Ihrer eigenen Haut befinden. Daher empfehlen Ihnen Fachleute, vor einem geplanten operativen Eingriff zu duschen oder den ganzen Körper gründlich zu waschen. Wenn es sich zeitlich einrichten lässt, dann am besten direkt am Tag der Operation. Ansonsten am Abend vor dem Eingriff.

Außerdem ist es wichtig, dass Sie die zu operierenden Haut­stellen nicht rasieren, etwa mit einer scharfen Klinge. Das kann zu leichten Verletzungen führen und die Gefahr für eine Infektion erhöhen. Falls Haare zu entfernen sind, über­lassen Sie das Ihrem Behandlungsteam.

Nach der Operation:

Grundsätzlich sollten Sie die Wunde vor Verunreinigung und dauerhafter Nässe schützen. Wenn eine Wunde heilt, kann die Stelle unangenehm jucken. Dennoch sollten Sie den Verband möglichst in Ruhe lassen und auch keine dünnen Gegenstände zum Kratzen darunter schieben. Je weniger Sie die Wunde berühren, desto eher bleibt sie sauber und kann schneller heilen.

Fragen Sie bei Ihrem Behandlungsteam nach, wie und wie oft die Wunde nach dem Eingriff angesehen werden sollte.

Wenn Sie oder Ihre Angehörigen in ärztlicher Absprache den Verband oder das Pflaster wechseln, sollten Sie die Hände stets vorher und nachher gründlich waschen und gegebe­nenfalls desinfizieren. Berühren Sie die Wunde am besten nicht mit den Händen. Mitunter sind saubere Einweghandschuhe hilfreich. Binden Sie lange Haare zu einem Zopf. So geraten sie nicht so leicht in die Wunde. Ebenfalls ist beim Verbandwechsel eine saubere Unterlage ratsam, zum Beispiel ein frisches Handtuch oder eine Einmalunterlage.

Eine Wunde heilt in der Regel besser, wenn sie nicht unter Spannung, Druck oder Zug steht. Daher sollten Sie in der ersten Zeit nach der Operation keinen Sport machen und nichts Schweres heben. Meist möglich und sogar empfehlenswert ist aber, dass Sie spazieren gehen und sich normal im Alltag bewegen. Nach ärztlicher Rücksprache, normalerweise etwa 2 bis 3 Wochen nach der Operation, können Sie wieder Ausdauersport machen, wie zum Beispiel Walken, Joggen, Schwimmen oder Fahrradfahren. 

Was Sie noch tun können

  • Wenn Sie Fragen haben oder unsicher sind, wie Sie Ihre Wunde versorgen sollen, dann sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Sagen Sie ehrlich, wenn Sie etwas nicht verstanden haben. Lassen Sie sich bei Bedarf alles genau zeigen.

  • In der Regel können Sie 48 Stunden nach der Operation wieder duschen, da das Leitungswasser in Deutschland sehr sauber ist und sich auf der Wunde ein erster Schutzfilm gebildet hat. Auf Baden und Saunagänge sollten Sie so lange verzichten, bis die Wunde komplett verheilt ist.

  • Besprechen Sie alles mit Ihrem Behandlungsteam. Wenn es Abweichungen von den allgemeinen Empfehlungen gibt, fragen Sie nach den Gründen.

  • Beobachten Sie die Wunde und achten Sie auf Verände­rungen der Wunde und Ihres Körpers. Zum Beispiel kann es passieren, dass die Wunde nässt und der Verband durchfeuchtet. Dann ist ein Verbandwechsel nötig.

  • Achten Sie auf Entzündungszeichen wie Schmerzen, Rötung und Schwellung. Eine beginnende Sepsis erkennen Sie an hohem Fieber, schnellem Puls und Bewusstseins­veränderungen. Im Notfall rufen Sie die 112.

  • Manche Bakterien werden mit der Zeit unempfindlich gegenüber Antibiotika, so dass diese nicht mehr wirken können. Deshalb ist es wichtig, Antibiotika im Alltag sehr sorgfältig einzusetzen und genau nach ärztlicher Verord­nung anzuwenden. Mehr Infos zum Thema Antibiotika-Resistenzen unter: www.patienten-information.de/kurzinformationen/antibiotikaresistenzen.

  • Es ist ratsam, dass Sie die ärztlichen Kontrolltermine einhalten, etwa zum Verbandwechsel oder Fädenziehen. Besonders wichtig ist, dass Sie zügig ärztlichen Rat ein­holen, wenn Sie unsicher sind oder sich die Wunde verschlimmert. Abwarten ist hier keine gute Lösung, sondern schnelles Handeln notwendig.

August 2022, herausgegeben von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung

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Methodik

Verwendete Quellen

Fachliteratur

Prävention postoperativer Wundinfektionen: Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2018; 61(4):448–73. DOI: 10.1007/s00103-018-2706-2. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29589090

  • Gastmeier P, Brandt C, Sohr D, et al. Postoperative Wundinfektionen nach stationären und ambulanten OperationenErgebnisse aus dem Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System (KISS). Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2004; 47(4):339–44. DOI: 10.1007/s00103-004-0805-8. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15205776

  • Global guidelines for the prevention of surgical site infection. 2nd ed. Geneva: WHO; 2018.Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV)

  • Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). Wundinfektionen vermeiden: Neues Video demonstriert Präventionsmaßnahmen. 2022. www.kbv.de/html/1150_58376.php

  • Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). KBV-Video: Meine Meinung zur Prävention postoperativer Wundinfektionen. 2022. www.kbv.de/html/58121.php

  • Ständige Impfkommission am Robert Koch Institut (STIKO). Deutsche Daten im Rahmen der ersten europäischen Prävalenzerhebung zum Vorkommen nosokomialer Infektionen und zur Antibiotikaanwendung. Epidemiol Bull RKI 2012(26):241–8

  • Vollstationäre Operationen und Behandlungsmaßnahmen in Krankenhäusern in Deutschland im Zeitraum 2005 bis 2020 (in Millionen). 2022. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/76889/umfrage/operationen-und-behandlungsmassnahmen-in-deutschen-krankenhaeusern/#professional8

Patienteninformationen

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