Statine – Die Blutfette senken, obwohl ich gesund bin?

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Sie haben gehört, dass man Gefäßkrankheiten wie Herzinfarkten und Schlaganfällen mit Medikamenten vorbeugen kann? Vielleicht sorgen Sie sich auch, dass Ihr Risiko für diese Erkrankungen erhöht sein könnte?

Hier erfahren Sie, welche Risikofaktoren es gibt. Außerdem lesen Sie, welche Medikamente zum Einsatz kommen können und welche Vor- und Nachteile diese haben.

Auf einen Blick

Statine sind Medikamente zur Cholesterinsenkung. Sie können helfen, die Blutgefäße zu schützen. Deshalb können sie zum Vorbeugen von Gefäßerkrankungen in Frage kommen. Je höher das persönliche Risiko für Gefäßerkrankungen ist, desto eher ist ein Statin ratsam. Je niedriger das persönliche Risiko ist, desto geringer ist der Nutzen. Als Nebenwirkungen von Statinen können selten Muskelschmerzen und erhöhte Leberwerte auftreten.

An wen richtet sich diese Information?

Diese Information richtet sich an Erwachsene, bei denen keine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) und keine Gefäßkrankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall bekannt sind. Diese Erkrankungen stellen generell ein höheres Risiko für Gefäßschäden dar. Für Betroffene stehen eigene Informationen zur Verfügung.

Wer hat ein erhöhtes Risiko für Gefäßerkrankungen?

Auch bei Menschen ohne Diabetes oder Gefäßerkrankung begünstigen verschiedene Umstände das Risiko für Gefäßschäden. Meist sind mehrere Ursachen dafür verantwortlich, die man auch Risikofaktoren nennt. Einige dieser Risikofaktoren können Sie selbst beeinflussen, andere nicht. Risikofaktoren sind unter anderem:

Aus diesen Punkten lässt sich Ihr persönliches Risiko ermitteln. Dafür gibt es verschiedene Risikorechner. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt kann mit deren Hilfe in etwa abschätzen, ob Ihr Risiko eher hoch oder niedrig ist.

Was sind Statine?

Statine können helfen, die Blutgefäße zu schützen. Deshalb können sie zum Vorbeugen von Gefäßerkrankungen in Frage kommen. Diese Medikamente bewirken, dass in der Leber weniger Cholesterin hergestellt wird. Fachleute bezeichnen Statine auch als Cholesterinsenker oder Fettsenker.

Das sogenannte LDL-Cholesterin ist schädlich für die Blutgefäße. Das HDL-Cholesterin dagegen ist es nicht.

Es gibt verschiedene Arten von Statinen, die das Cholesterin unterschiedlich stark senken. Statin-Tabletten nimmt man in der Regel einmal täglich ein.

Welche Vorteile hat die Behandlung mit einem Statin?

Wer mehrere Jahre lang ein Statin einnimmt, bekommt etwas seltener einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Dadurch lassen sich einige vorzeitige Todesfälle verhindern. Hierzu gibt es verlässliche Studien.

Wie wahrscheinlich ist es aber, dass ein Statin auch Ihnen persönlich hilft? Das hängt davon ab, wie hoch Ihr Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall ist. Je höher Ihr Risiko ist, desto eher hilft das Statin.

Tabelle 1 zeigt, welche Vorteile Menschen mit eher hohem, mittlerem oder niedrigem Risiko von Statinen erwarten können.

Tabelle 1: Übersicht zu Vorteilen von Statinen

Risiko für ernsthafte Gefäßerkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall Mit Statinen Ohne Statine
In einer Gruppe von 100 Menschen mit eher hohem Risiko:
Bei wie vielen treten ernsthafte Gefäßerkrankungen nach 10 Jahren auf?
14 20
>> Statine verhindern also 6 ernsthafte Gefäßerkrankungen bei 100 Behandelten innerhalb von 10 Jahren.
In einer Gruppe von 100 Menschen mit eher mittlerem Risiko:
Bei wie vielen treten ernsthafte Gefäßerkrankungen nach 10 Jahren auf?
7 10
>> Statine verhindern also 3 ernsthafte Gefäßerkrankungen bei 100 Behandelten innerhalb von 10 Jahren.
In einer Gruppe von 100 Menschen mit eher niedrigem Risiko:
Bei wie vielen treten ernsthafte Gefäßerkrankungen nach 10 Jahren auf?
3 bis 4 5
>> Statine verhindern also 1 bis 2 ernsthafte Gefäßerkrankungen bei 100 Behandelten innerhalb von 10 Jahren.

Wann hilft ein Statin eher nicht?

In den folgenden Situationen ist es unwahrscheinlich, dass ein Statin Ihnen persönlich nutzen wird:

  • Sie sind älter als 75 Jahre.

  • Sie haben eine Herzschwäche.

  • Sie haben eine Nierenschwäche im Endstadium.

Welche Nachteile hat die Behandlung mit einem Statin?

Die meisten Menschen vertragen Statine gut. Bei wenigen können Muskelschmerzen auftreten, ähnlich wie beim Muskelkater. Wie häufig das der Fall ist, hängt auch von der Dosis ab. Etwa 18 von 100 Behandelten waren in Studien davon betroffen. Aber: Erhielten die Menschen ein Scheinmedikament, traten Muskelbeschwerden fast ebenso häufig auf. Das deutet darauf hin, dass die Schmerzen meist nicht durch das Statin kommen. Gelegentlich kommt es zu erhöhten Leberwerten. Ernste Komplikationen sind sehr selten.

Tabelle 2 zeigt, wie viele Menschen von Statin-Nebenwirkungen betroffen sind. Wenn Ihr Risiko für ernsthafte Gefäßerkrankungen eher niedrig ist, ist es besonders wichtig, die zu erwartenden Vor- und Nachteile gründlich abzuwägen.

Tabelle 2: Nebenwirkungen von Statinen in Standarddosis

Auftreten von Nebenwirkungen Mit Statinen Ohne Statine
In einer Gruppe von 100 Menschen: Bei wie vielen treten im ersten Behandlungsjahr Muskelschmerzen auf? 18 17
>> Wenn 100 Menschen Statine einnehmen, treten im ersten Behandlungsjahr zusätzlich bei 1 Person Muskelschmerzen auf. Diese verschwinden nach Absetzen des Statins. Ab dem zweiten Behandlungsjahr treten Muskelschmerzen bei Menschen mit und ohne Statintherapie gleich häufig auf.
In einer Gruppe von 100 Menschen: Bei wie vielen treten während der Behandlung erhöhte Leberwerte auf? 1 bis 2 1
>> Während der Einnahme von Statinen treten gelegentlich erhöhte Leberwerte auf. Dies betrifft 1 zusätzliche Person bei 333 Behandelten. Meistens normalisiert sich die Leberfunktion nach Absetzen des Statins wieder.

Was Sie selbst tun können, um Gefäßkrankheiten vorzubeugen

  • Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, ob und wie Sie Ihren Lebensstil verändern können. Wenn andere Erkrankungen, wie etwa Bluthochdruck, vorliegen: Prüfen Sie gemeinsam, ob diese gut behandelt sind. Nach einigen Monaten können Sie erneut und immer noch rechtzeitig abwägen, ob Statine für Sie sinnvoll sind.

  • Rauchen schadet den Gefäßen. Wenn Sie aufhören zu rauchen, senken Sie Ihr Risiko für ernsthafte Gefäßerkrankungen stärker als mit jedem Statin. Es gibt gute Hilfsangebote, unter anderem
    www.rauchfrei-info.de.

  • Auch regelmäßige Bewegung senkt Ihr Risiko für Gefäßschäden. Vielleicht können Sie Ihren Alltag aktiver gestalten? Zum Beispiel könnten Sie die Treppe statt den Aufzug nehmen oder täglich spazieren gehen.

  • Falls Sie sich für eine Behandlung mit einem Statin entscheiden: Es ist wichtig, dieses regelmäßig und wie ärztlich verordnet einzunehmen.

August 2023, herausgegeben von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung

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Wo Sie eine Selbsthilfeorganisation in Ihrer Nähe finden, erfahren Sie bei der NAKOS (Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen).

Internet www.nakos.de
Telefon 030 31018960

Unsere Gesundheitsinformationen können Sie kostenlos herunterladen, ausdrucken und verteilen. Es gibt auch die Möglichkeit, diese bei Anbietern von Print on Demand auf hochwertigem Papier und in beliebiger Auflage kostenpflichtig ausdrucken zu lassen – wie zum Beispiel dem DDZ.

Diese Information wurde gemeinsam vom ÄZQ und der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) entwickelt.
 

Hier finden Sie Dokumente zur Methodik, alle benutzten Quellen der Kurzinformation "Statine" sowie weiterführende Links.

Methodik

Aktualität

Diese Kurzinformation wurde im August 2023 veröffentlicht. Das nächste Update ist für 2027 vorgesehen.

Verwendete Quellen

Fachliteratur 

  • Bundesärztekammer (BÄK). Medikamentöse Cholesterinsenkung zur Vorbeugung kardiovaskulärer Ereignisse. Version 2.0. 2023. www.akdae.de/arzneimitteltherapie/lf/leitfaden-cholesterinsenkung

  • Kardiovaskuläre Primärprävention mit Statinen – Welcher Nutzen ist zu erwarten? Korrespondenz. Arznei-Telegramm 2023; 54(6):41–4.

Patienteninformation

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Diese Auflistung ist eine Auswahl, sie wird fortlaufend ergänzt und ist nicht vollständig.

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