Patientenleitlinie: COPD
PLL COPD

Rauchen aufgeben – Tabakentwöhnung

Rauchen schädigt die Lunge auf mehrfache Art: Es behindert die Selbstreinigung der Lunge und reizt die Atemwege. Dadurch bildet sich mehr Schleim in der Lunge. Das führt zu Entzündungen. Außerdem ist Rauchen der Hauptgrund dafür, dass eine COPD entsteht: Bei etwa 9 von 10 Erkrankten ist der Tabakrauch für die COPD verantwortlich. Und 1 von 2 älteren Rauchenden erkrankt daran. Rauchen verstärkt Beschwerden wie Atemnot, Husten und Schleimbildung und führt dazu, dass die COPD schneller fortschreitet.

Sie werden vom Tabakrauch auch belastet, wenn Sie nicht selber rauchen, sich aber mit rauchenden Personen in einem Raum oder in deren Nähe befinden. Das nennt man Passivrauchen.

Die Leitlinie empfiehlt:

Ihre Ärztin oder Ihr Arzt soll Ihnen nach Expertenmeinung raten, komplett und dauerhaft auf Tabak zu verzichten sowie auch jedes Passivrauchen zu vermeiden. Fragen Sie nach geeigneten Unterstützungsangeboten.

Es gibt mehrere gute Gründe, mit dem Rauchen aufzuhören, zum Beispiel:

  • Wer trotz bestehender COPD weiter raucht, muss mit einem schlechteren Verlauf rechnen. Aus mehreren großen Studien weiß man: Wer es schafft, bei COPD mit dem Rauchen aufzuhören, hat viele Vorteile davon: Man erlebt seltener plötzliche Verschlechterungsschübe und muss seltener deswegen ins Krankenhaus. Weniger Menschen sterben an COPD.

  • Rauchen schwächt die körpereigenen Abwehrkräfte. Wer raucht, ist deshalb anfälliger für Infekte der Atemwege.

  • Wer raucht, braucht meist mehr oder stärkere Medikamente, um die Beschwerden der COPD in den Griff zu bekommen. Dann steigt auch das Risiko für Nebenwirkungen.

  • Zudem schadet Rauchen nachweislich Herz und Gefäßen und es erhöht das Risiko für Lungenkrebs.

Und wenn Sie zumindest weniger rauchen?

Aus einer großen Studie weiß man: Für die Funktion der Lunge macht es keinen großen Unterschied, ob Sie 5 Zigaretten am Tag raucht oder mehr als 30. Wer aber ganz aufhört, dem bleibt die Lungenfunktion länger erhalten. Deshalb empfehlen Fachleute dringend, bei COPD vollständig mit dem Rauchen aufzuhören.

Aufhören ist nicht einfach – Sie erhalten Hilfe

Wer raucht, ist nicht nur körperlich abhängig vom Nikotin, sondern auch psychisch ans Rauchen gewöhnt. Deshalb brauchen die meisten Menschen Unterstützung, um mit dem Rauchen aufzuhören. Der erste wichtige Schritt: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Denn es gibt wirksame Hilfsangebote. Auch wenn Sie von sich aus das Rauchen nicht aktiv ansprechen, die Ärztin wird Sie regelmäßig dazu befragen (siehe Abbildung 4) und auf Unterstützungsangebote hinweisen. Nicht, um Sie zu ärgern, sondern weil der Rauchstopp die wirksamste Maßnahme gegen COPD ist.

Wenn Sie mit dem Rauchen aufhören wollen, hilft eine kombinierte Behandlung am besten:

  • In einer Verhaltenstherapie lernen Sie Wege aus der Alltagsgewöhnung an das Rauchen. Hierbei handelt es sich um ein psychotherapeutisches Behandlungsverfahren. Es gibt sowohl verhaltenstherapeutische Einzel- als auch Gruppenbehandlungen.

  • Nikotinersatz, zum Beispiel Pflaster, Sprays oder Kaugummis, oder Medikamente wie Vareniclin oder Bupropion unterstützen den Nikotinverzicht.

Wenn Sie bereit sind, mit dem Rauchen aufzuhören, soll Ihnen der Arzt diese Kombination empfehlen und anbieten.

Das Medikament Vareniclin wirkt ähnlich wie Nikotin und verringert Entzugsbeschwerden und Rauchverlangen. Häufige Nebenwirkungen sind zum Beispiel Übelkeit, Schlafstörungen und abnorme Träume.

Das Medikament Bupropion hemmt bestimmte Botenstoffe im Gehirn. Sehr häufige Nebenwirkungen sind zum Beispiel Magen-Darm-Beschwerden, trockener Mund, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit. Man weiß nicht genau, ob Bupropion auch Auswirkungen auf die Psyche haben kann. Es finden sich Hinweise darauf aus Meldungen an die Arzneimittelbehörden, aber diese sind unsicher. Möglicherweise sind die beschriebenen Auswirkungen auch auf den Nikotinentzug zurückzuführen.

Studien zeigen, dass sowohl eine Verhaltenstherapie als auch eine Nikotinersatz-Behandlung beziehungsweise bestimmte Medikamente wirksam sind. Das heißt, die Betroffenen halten es länger durch, nicht mehr zu rauchen. Nach 6 bis 12 Monaten waren im Vergleich mit einer Scheinbehandlung mehr Menschen Nichtraucher beziehungsweise Nichtraucherinnen. Den größten Nutzen zum Rauchstopp zeigt eine Kombination aus Verhaltenstherapie und Nikotinersatz oder einem Medikament. Man hat diese Kombination mit einer Behandlung aus Verhaltenstherapie und einem Scheinmedikament verglichen: Nach 6 bis 12 Monaten verzichteten 17 von 100 Menschen mit COPD, die die Kombination erhielten, weiterhin komplett auf das Rauchen, im Vergleich zu 7 von 100 Menschen mit COPD, die nur die Verhaltenstherapie erhielten.

Es kann Gründe geben, weshalb eine längere Verhaltenstherapie nicht möglich ist. Dann empfehlen Fachleute als zweite Wahl kürzere Beratungs- und Unterstützungsangebote. Denn auch diese können helfen, mit dem Rauchen aufzuhören. Es gibt verschiedene Angebote zur Tabakentwöhnung:

  • Persönliche Kurzberatung in Ihrer Arztpraxis. Eine zusätzliche Möglichkeit ist ein motivierendes Gespräch, in dem Sie gemeinsam mit Ihrer Ärztin wertfrei die Vorteile und Nachteile des Rauchens abwägen können;

  • Telefonische Beratungen: Eine Anlaufstelle kann das kostenfreie Rauchfrei-Telefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sein: Telefonnummer 0800 8313131;

  • Online-Programme zum Thema Raucherentwöhnung: www.rauchfrei-info.de;

  • Informationsmaterialien von verlässlichen Anbietern zum selbstständigen Rauchstopp.

Die wichtigsten Aussagen finden Sie kompakt zusammengefasst auch im Patientenblatt "Warum Rauchstopp wichtig ist":

www.patienten-information.de/patientenblaetter/copd-rauchstopp

» Beginn einer Tabakentwöhnung im Krankenhaus oder in der Rehabilitation

Die Expertengruppe ist der Meinung, dass Ihnen das Behandlungsteam während eines Aufenthaltes im Krankenhaus oder im Rahmen einer Rehabilitation eine Tabakentwöhnung anbieten soll. Denn dort sind die Voraussetzungen für eine professionelle Unterstützung erfüllt. Die veränderte Situation und Umgebung bieten Ihnen eine gute Möglichkeit, mit dem Rauchen aufzuhören. Wenn Sie wieder zu Hause sind, ist es wichtig, die Entwöhnung fortzuführen.

» Können E-Zigaretten beim Rauchstopp helfen?

Die Expertengruppe konnte keine Studien finden, die E-Zigaretten speziell nur bei Menschen mit COPD untersuchten. Insgesamt reicht die Datenlage nicht aus, um eine Empfehlung für oder gegen E-Zigaretten als Hilfe zum Rauchstopp auszusprechen. Studien berichten über häufige Nebenwirkungen von E-Zigaretten wie Husten, Übelkeit, Kopfschmerzen und Schlafproblemen. Neben Feinstaub enthalten E-Zigaretten verschiedene giftige Stoffe. Vor allem, wenn Sie E-Zigaretten konsumieren und trotzdem weiterhin rauchen, scheinen zusätzliche Gesundheitsschäden aufzutreten. Aus Sicht der Expertengruppe sind die gesundheitlichen Folgen nicht abschätzbar. Wenn Sie trotz dieser Risiken E-Zigaretten als Hilfe zum Rauchstopp nutzen möchten, ist es wichtig, dass Sie komplett auf Tabak verzichten und ausführlich über bekannte Risiken aufgeklärt sowie ärztlich betreut werden.

2. Auflage, 2022. Version 1

Mehr zum Thema

  • COPD – dauerhaft enge Atemwege

    Bei der Lungenkrankheit COPD sind die Atemwege ständig verengt. Das führt zu Atemnot oder Luftnot. Die Lungenbläschen dagegen überblähen wie kleine Ballons. Die Überblähung lässt sich nicht rückgängig machen. Die COPD ist nicht heilbar, aber behandelbar.

  • COPD – Brauche ich besondere Impfungen?

    Infekte der Atemwege wie Grippe oder Lungenentzündung können die Erkrankung verschlechtern. Es gibt Impfungen, die vorbeugend dagegen wirken. Fachleute empfehlen sie Menschen mit COPD. In dieser Entscheidungshilfe lesen Sie mehr darüber.

  • COPD – Brauche ich Kortison?

    Bei COPD gibt es wirksame Medikamente, die das Atmen erleichtern. In bestimmten Situationen kann Kortison-Spray als zusätzlicher Wirkstoff in Frage kommen. In dieser Entscheidungshilfe lesen Sie mehr darüber.

  • COPD – Information für Angehörige

    Hier erhalten Angehörige von Menschen mit COPD Hinweise und Tipps, wie sie Erkrankten bei der Behandlung helfen und im Alltag unterstützen können.

  • COPD – Meine wichtigsten Medikamente

    Wer an COPD erkrankt ist, bekommt Atemwegs-erweiternde Medikamente zum Inhalieren. Es gibt Bedarfs-Medikamente und Langzeit-Medikamente. Die Mittel können nur richtig wirken, wenn Sie sie wie ärztlich verordnet anwenden.

  • COPD – Soll ich an einer Schulung teilnehmen?

    In einer Patientenschulung lernen Sie, wie man Medikamente richtig inhaliert oder wie man sich im Notfall verhält. Vieles können Sie dort auch praktisch üben.

  • COPD – Warum alltägliche und seelische Belastungen wichtig werden können

    Angststörungen, Depressionen oder andere seelische Erkrankungen können die COPD verschlimmern. Es gibt aber gute Möglichkeiten, Ihnen zu helfen.

  • COPD – Warum Bewegung wichtig ist

    Regelmäßige Bewegung ist für eine gute Behandlung ebenso wichtig wie Medikamente. Sie verbessert die Atemnot und sorgt dafür, dass der Körper belastbar bleibt. Hier finden Sie verlässliche Anregungen für Ihren Alltag.

  • COPD – Warum Rauchstopp wichtig ist

    Rauchen ist schädlich für die Lunge. Am wichtigsten und wirksamsten ist es bei COPD, dass Sie mit dem Rauchen aufhören. Hier erfahren Sie, wo Sie Hilfe bekommen, wenn Sie mit dem Rauchen aufhören wollen.

  • COPD – Was tun bei unbekanntem Inhalier-Gerät?

    Jedes Inhalier-Gerät ist anders anzuwenden. Den Gebrauch muss man erst lernen. Sprechen Sie daher sofort an, wenn Sie ein neues Gerät bekommen und lassen Sie sich zeigen, wie man es richtig benutzt.

  • COPD – Unterschiede bei Inhalier-Geräten

    Wer COPD hat, muss meist täglich inhalieren. Hierfür gibt es unterschiedliche Geräte. Lassen Sie sich erklären, welches für Sie geeignet ist und wie Sie es anwenden.

Für diese Information haben wir die Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) COPD genutzt. Diese ist für Ärztinnen, Ärzte und andere medizinische Fachleute gedacht.

Spezielle Angebote für Menschen mit COPD finden Sie unter den folgenden Adressen:

Bundesarbeitsgemeinschaft SELBSTHILFE von Menschen mit Behinderung, chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen e. V. (BAG SELBSTHILFE)

Kirchfeldstraße 149
40215 Düsseldorf

Telefon: 02 11 / 3 10 06-0
Telefax: 02 11 / 3 10 06-48

E-Mail: info@bag-selbsthilfe.de
Internet: www.bag-selbsthilfe.de

Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen
e. V. (DAG SHG)

Otto-Suhr-Allee 115
10585 Berlin

Telefon 0 30 / 893 40 14

E-Mail: verwaltung@dag-shg.de
Internet: www.dag-shg.de

Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband –
Gesamtverband e. V.

Oranienburger Straße 13-14
10178 Berlin

Telefon: 0 30 / 2 46 36-0
Telefax: 0 30 / 2 46 36-1 10

E-Mail: info@paritaet.org
Internet: www.paritaet.org | www.der-paritaetische.de

Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS)

Otto-Suhr-Allee 115
10585 Berlin

Telefon: 0 30 / 31 01 89 60
Telefax: 0 30 / 31 01 89 70

E-Mail: selbsthilfe@nakos.de
Internet: www.nakos.de

Sie können sich auch an diese Organisationen wenden:
Deutsche Atemwegsliga e. V.
Telefon: 0 52 52 / 93 36 15
E-Mail: kontakt@atemwegsliga.de
Internet: www.atemwegsliga.de

Deutsche Lungenstiftung e. V.
Telefon: 0 5 11 / 21 55 110
E-Mail: info@lungenstiftung.de
Internet: www.lungenstiftung.de

Lungeninformationsdienst
E-Mail: lungeninformationsdienst@helmholtz-muenchen.de
Internet: www.lungeninformationsdienst.de

Lungensport AG in Deutschland e. V.
Telefon: 0 52 52 / 93 70 603
E-Mail: lungensport@atemwegsliga.de
Internet: www.lungensport.org

Patientenliga Atemwegserkrankungen e. V.
E-Mail: info@pat-liga.de
Internet: www.pat-liga.de

Deutsche Sauerstoff- und BeatmungsLiga LOT e. V.
E-Mail: info@sauerstoffliga.de
Internet: www.sauerstoffliga.de

Hinweise und Kommentare

Sie haben Hinweise und Kommentare zu unserem Internetangebot?

Wird geladen