KHK – Verengte Herzkranzgefäße: Stent oder Bypass?

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Auf einen Blick

Ihnen steht ein Eingriff an Ihren Herzkranzgefäßen bevor. Gemeinsam mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt können Sie entscheiden, ob die Blutgefäße mit der Hilfe von Stents offengehalten oder operativ "überbrückt" (Bypass) werden sollen. Beide Verfahren haben Vor- und Nachteile.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Bei Ihnen sind mehrere Herzkranzgefäße und / oder der Stamm der linken Herzkranzarterie verengt und Sie wollen einen Eingriff vornehmen lassen? Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt: Sollen die Blutgefäße mit der Hilfe von Stents offengehalten werden? Oder sollen sie mit einer Bypass-Operation "überbrückt" werden? Aussagekräftige Studien haben beide Verfahren miteinander verglichen. Nutzen Sie zum Gespräch die folgende Übersicht.

Einsetzen von Stents Bypass-Operation
Wie läuft die Behandlung ab?

Eine dünne Sonde (Katheter) wird über einen Einstich in der Leiste oder am Handgelenk ins Herz geführt. Das Behandlungsteam weitet das verengte Gefäß mit einem Ballon und setzt ein Drahtgitter (Stent) ein. Fachleute empfehlen, nach dem Eingriff dauerhaft Medikamente einzunehmen.  

Am offenen Herzen überbrückt das Operationsteam verengte Blutgefäße. Dazu verwendet es körpereigenes Gewebe (Arterien oder Venen). Meist kommt dabei eine Herz-Lungen-Maschine zum Einsatz. Fachleute empfehlen, nach der Operation dauerhaft Medikamente einzunehmen. 

Wie lange brauche ich, um mich von der Behandlung zu erholen?

Nach dem Eingriff werden Sie meist über Nacht überwacht. Die meisten Behandelten können nach wenigen Tagen ihren Alltag wieder aufnehmen.  

Bis zur vollständigen Heilung vergehen mehrere Wochen, in denen Sie körperlich eingeschränkt sind. An den Aufenthalt im Krankenhaus schließt sich eine Rehabilitation (Kur) an.  

Lindert die Behandlung Beschwerden 

Bei etwa 80 von 100 Behandelten lindern Stents die Beschwerden dauerhaft. Bei etwa 20 von 100 wird innerhalb von 4 Jahren ein erneuter Eingriff notwendig. Dann haben Stents sich zugesetzt oder neue Engstellen sind entstanden.  

Bei etwa 94 von 100 Behandelten lindert eine Bypass-Operation die Beschwerden dauerhaft. Bei etwa 6 von 100 wird innerhalb von 4 Jahren ein erneuter Eingriff notwendig, weil neue Engstellen
entstanden sind.

 

Verlängert die Behandlung das Leben?

 

 

Das hängt davon ab, wie ausgeprägt die KHK ist und welche Begleiterkrankungen vorliegen. In folgenden Situationen kann der Bypass im Vergleich zu Stents lebensverlängernd wirken:  

Menschen mit KHK und Diabetes:

16 von 100 sind nach 5 Jahren gestorben.

Wenn mehrere Blutgefäße betroffen sind:

12 von 100 sind nach 5 Jahren gestorben.

Bei schwerer KHK:

17 von 100 sind nach 5 Jahren gestorben. 

Menschen mit KHK und Diabetes:

11 von 100 sind nach 5 Jahren gestorben.

Wenn mehrere Blutgefäße betroffen sind:

9 von 100 sind nach 5 Jahren gestorben.

Bei schwerer KHK:

12 von 100 sind nach 5 Jahren gestorben. 

Bei Menschen ohne Diabetes und weniger stark ausgeprägter KHK oder mit nur einem betroffenen Blutgefäß sind Stents und eine Bypass-Operation vergleichbar.

Wenn ausschließlich der Hauptstamm der linken Herzkranzarterie betroffen ist (isolierte Hauptstammstenose), ist unklar, ob Stents so wirksam sind, wie eine Bypass-Operation.

Welche Komplikationen können auftreten? 

Innerhalb von 30 Tagen nach dem Eingriff:

Schwere Komplikationen 3 %

(vor allem nicht-tödliche Herzinfarkte)

Innerhalb von 1 Jahr nach Eingriff:

Blutungen 1,6 %

Herzrhythmusstörungen 2,4 %

Akuter Nierenschaden 0,1 %

Erneute Krankenhauseinweisung 5,5 % 

Innerhalb von 30 Tagen nach dem Eingriff:

Schwere Komplikationen 3 %

(vor allem nicht-tödliche Herzinfarkte)

Innerhalb von 1 Jahr nach Eingriff:

Blutungen 3,8 %

Herzrhythmusstörungen 14,1 %

Akuter Nierenschaden 0,9 %

Erneute Krankenhauseinweisung 10,2 %

 

Schränkt mich
die Behandlung
im Alltag ein?
 

Für eine optimale Behandlung nehmen Sie Ihre Medikamente regelmäßig ein und nehmen Ihre Kontrolltermine wahr.

Nach erfolgreicher Rehabilitation setzen Sie die regelmäßige Einnahme Ihrer Medikamente fort und nehmen Ihre Kontrolltermine wahr.

September 2022, herausgegeben von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung

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Für diese Information haben wir die Nationale Versorgungsleitlinie (NVL) Chronische KHK genutzt. Diese ist für Ärztinnen, Ärzte und andere medizinische Fachleute gedacht.

Wo Sie eine Selbsthilfeorganisation in Ihrer Nähe finden, erfahren Sie bei der NAKOS (Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen).

Internet www.nakos.de 
Telefon 030 31018960

    Dieses Patientenblatt ist Bestandteil der Nationalen VersorgungsLeitlinie (NVL) "Chronische KHK".

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